Etappe 4 der
Tour de France verspricht erneut Spannung mit explosiven Anstiegen kurz vor dem Ziel. In Rouen könnte es ein ähnliches Finale geben wie am Vortag, als
Mathieu van der Poel den Etappensieg holte. Er zählt auch diesmal zu den Favoriten – doch natürlich richtet sich der Blick erneut auf
Tadej Pogacar,
Jonas Vingegaard und die weiteren Klassementfahrer.
Der zweite Bergankunft der Rundfahrt findet in Rouen statt und bietet ein packendes, explosives Finale. Auf den letzten 21 Kilometern warten vier Anstiege, der letzte davon fünf Kilometer vor dem Ziel: 900 Meter lang, mit über 10 % Steigung. Die ersten zwei Drittel des Tages sind komplett flach, was ein rasantes Finale erwarten lässt – ideal für Sprinter, Klassikerjäger und Klassementfahrer, die alles geben werden.
Die letzten 30 Kilometer der Etappe sind tückisch und könnten entscheidend für den Etappensieg sein: 1,3 km bei 9,2 % Steigung (28 km vor dem Ziel), 900 m bei 7 % (20 km), 1,8 km bei 4,8 % (12 km) und schließlich 800 m bei satten 9,1 % nur 5 km vor dem Ziel. In Wahrheit wird das Rennen einem schleichenden Leadout gleichen, bis zur finalen Rampe, die mit bis zu 17 % Steigung alles sprengen kann.
Besonders gefährlich: Nach dem letzten Anstieg folgt ein Plateau, auf dem Attacken ebenfalls möglich sind. Die Abfahrt danach ist kurz, schnell – und mit einem kleinen Vorsprung kaum wieder einzuholen. Die Klassementfahrer werden ganz vorne vertreten sein, aber auch Klassikerjäger können in dieser Phase attackieren – sowohl während des Anstiegs als auch danach.
Das Ziel selbst ist flach, aber ein kleiner, ansteigender Abschnitt kurz davor könnte das Rennen entscheiden. Sollte es zum Sprint kommen, wird es kein klassischer sein – dafür ist das Finale zu selektiv.
Das Wetter
Auch heute ist es gut möglich, dass der Tag mit Regen beginnt und später abtrocknet. Doch der Wind wird eine entscheidende Rolle spielen – und es dürfte ein sehr, sehr nervöser Renntag werden! Der Wind bläst den ganzen Tag mit ordentlich Kraft aus nordwestlicher Richtung, was bedeutet, dass auf den ersten 100 Kilometern größtenteils Seitenwind auf die Fahrer wartet – und das auf offenem Terrain.
Wenn also einige Teams etwas vorhaben, könnte es schon sehr früh richtig zur Sache gehen. In den letzten Kilometern wird der Wind hingegen keine große Rolle mehr spielen, da die entscheidenden Rennmomente bereits innerhalb der Stadtgrenzen von Rouen stattfinden. Dort sind die Fahrer nicht mehr dem offenen Wind ausgesetzt – aber das Feld könnte da längst zersplittert sein.
Die Favoriten
Mathieu van der Poel – Der Mann, den es zu schlagen gilt?
Normalerweise würde man bei einem solchen Finale sagen, dass es den klaren Favoriten nicht gibt – aber wir erleben aktuell Van der Poel in absoluter Topform. Was er auf der 2. Etappe ablieferte, war perfekt ausgeführt und mit einem spektakulären Sieg gekrönt. Wenn er heute seine Erfolgsformel wiederholen kann, dürfte es für die Konkurrenz schwer werden. Zwar wird Alpecin im Finale nicht viele Helfer haben, um Attacken zu neutralisieren, aber das Niveau des Niederländers ist momentan überragend. Der Schlussanstieg ist steiler als auf Etappe 2 und könnte ihm wehtun – vor allem, wenn Pogacar attackiert – doch das technische Finale mit flachen Kilometern liegt Van der Poel absolut. Kommt es erneut zum Sprint, wird er äußerst schwer zu schlagen sein.
Tadej Pogacar – Warum noch keine Attacke?
Der amtierende Weltmeister ist bislang ungewohnt zurückhaltend gefahren. Will er nicht – oder kann er (noch) nicht? Wahrscheinlich will er einfach noch nicht. Er muss nicht angreifen, weder um Zeit gutzumachen noch um unbedingt eine Etappe zu gewinnen. Doch genau dieser Tag könnte ein Wendepunkt sein: Sollte Pogacar heute loslegen, könnte er solo oder in einer kleinen Gruppe ohne Van der Poel ins Ziel kommen und den Sprint dort für sich entscheiden.
UAE Emirates wird nicht alles kontrollieren wollen, aber mit Helfern wie Tim Wellens oder Jhonatan Narváez hat man Optionen, aktiv ins Geschehen einzugreifen – nicht nur zu reagieren.
Die Klassementfahrer werden definitiv präsent sein – und man sollte Jonas Vingegaard nicht abschreiben, gerade nach dem letzten Anstieg oder auf dem Plateau könnte ein Angriff kommen. Im Sprint könnte er erneut um Bonussekunden kämpfen.
Remco Evenepoel dürfte sich mit einem späten Angriff versuchen – nicht zuletzt, weil man ihm ansieht, dass er Frust abbauen will.
Dazu kommen noch explosive Fahrer wie: Santiago Buitrago
. Primoz Roglic. Florian Lipowitz
. Mattias Skjelmose
. Kévin Vauquelin
. Oscar Onley
Für all diese Fahrer wird wohl nur ein später Angriff zum Erfolg führen – ein Sprint gegen Van der Poel, Pogacar oder Evenepoel dürfte für sie kaum zu gewinnen sein.
Die Puncheurs werden es heute schwer haben – mit einer Ausnahme: Mathieu van der Poel, der als klarer Topfavorit in diese Etappe geht. Abgesehen vom Niederländer dürfte jeder Fahrer ohne Kletterstärke große Probleme haben, sich auf dem letzten schweren Anstieg durchzusetzen – erst recht gegen die Klassementfahrer. Dennoch gibt es einige explosive Fahrer, die am Ende mitmischen könnten:
Romain Grégoire und Julian Alaphilippe zeigten auf Etappe 2 eine beeindruckende Form und haben dazu noch einen starken Sprint – sie sind definitiv zu beachten.
. Simone Velasco und Aurélien Paret-Peintre, beide bereits in den Top 10 von Boulogne-sur-Mer, gehören erneut zu den Außenseitern, sollte es zu einem Sprint kommen.
. Fahrer wie Neilson Powless, Marc Hirschi und Quentin Pacher können als Wildcard-Kandidaten gelten – sie könnten mit einem späten Angriff überraschen, wenn das Timing passt.
Eines ist sicher: Der Kampf um die Position vor dem letzten Anstieg wird erbarmungslos. Schon die Vorhersage für Etappe 2 traf ins Schwarze – und auch heute dürfte das Rennen dort so schwer werden, dass klassische Sprinter abgehängt werden. UAE Team Emirates könnte gezielt das Tempo verschärfen, um das Feld zu reduzieren, Risiken zu minimieren und die Entscheidung am Berg zu forcieren.
Ein Sprint zwischen „echten“ Sprintern ist deshalb äußerst unwahrscheinlich, selbst wenn ein oder zwei Spezialisten durchkommen sollten. Dazu kommt das technisch anspruchsvolle Finale, das es schwer macht, einen Sprint sauber zu lancieren. Aber: Unmöglich ist es nicht – einige Fahrer haben bewiesen, dass sie klettern können und einen schnellen Antritt besitzen:
Axel Laurance und Bryan Coquard: Wenn sie einen Sahnetag erwischen, können sie sowohl den Anstieg überleben als auch im Finale zuschlagen.
. Wout van Aert, Vincenzo Albanese und Magnus Cort Nielsen: Alle drei haben die Klasse, um bei guter Tagesform ganz vorne mitzumischen.
Fazit:
Es wird kein reines Puncheur-Finale, aber auch kein Bergsprint der GC-Fahrer. Wer heute gewinnen will, muss explosiv, taktisch clever und positioniert sein – und wenn möglich einen "van der Poel-Tag“ erwischen.
Vorhersage Tour de France 2025 Etappe 4:
*** Mathieu van der Poel, Tadej Pogacar
** Romain Grégoire, Julian Alaphilippe, Jonas Vingegaard
* Matteo Jorgenson, Remco Evenepoel, Primoz Roglic, Florian Lipowitz, Kévin Vauquelin, Oscar Onley, Neilson Powless, Aurélien Paret-Peintre, Simone Velasco
Auswahl: Mathieu van der Poel
Wie: Er kann auf jeden Fall mit einer späten Attacke gewinnen, da ihm das technische Finale gut liegt, aber ich denke, dass er stark genug ist, um Attacken am Ende abzudecken und in einem Sprint einer kleinen Gruppe wieder zu gewinnen;
Original: Rúben Silva