VORSCHAU | Tour de France 2025 Etappe 18 - Können Lipowitz und Roglic Oscar Onley auf 5500 Höhenmetern und dem Col de la Loze abhängen?

Radsport
Donnerstag, 24 Juli 2025 um 12:31
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Die 18. Etappe der Tour de France gilt zu Recht als Königsetappe. Mit 5500 Höhenmetern, drei legendären Alpenpässen und einem brutalen Schlussanstieg zum Col de la Loze steht der härteste Tag des gesamten Rennens bevor – und vielleicht die beste Gelegenheit für Jonas Vingegaard, Tadej Pogacar unter Druck zu setzen.
Der Tag beginnt mit dem Col du Glandon – ein schwerer Anstieg, der früh für erste Selektion sorgen kann. Danach folgt der lange, aber rhythmische Col de la Madeleine, der das Feld beruhigen dürfte. Doch das Finale hat es in sich: Der Col de la Loze, mit seinen wechselnden Rampen, Höhenluft und steilen Passagen, ist der schwerste Anstieg der Tour – und prädestiniert für einen Schlagabtausch der Topfavoriten.
Ein Tag, der alles verändern kann.
Etappe 18: Vif - Courchevel (Col de la Loze), 172,2 Kilometer
Etappe 18: Vif - Courchevel (Col de la Loze), 172,2 Kilometer

Der Col du Glandon: Mehr als nur ein Durchschnittswert

21,7 Kilometer bei 5 % Steigung – doch diese Zahl trügt. Der Col du Glandon ist kein gleichmäßiger Anstieg, sondern ein zerrissener Riese mit zwei kurzen Abfahrten und mehreren Kilometern bei rund 10 %. Ein unberechenbares Profil, das reinen Kletterern in die Karten spielt – und taktische Varianten erlaubt.
Wer hier attackiert, kann früh eine Vorentscheidung herbeiführen. Wenn sich eine Ausreißergruppe löst, könnte sie sich als besonders stark erweisen. Gleichzeitig bietet der Glandon Chancen für Fahrer, die später aufschließen wollen – etwa über eine taktisch platzierte Brückenbildung zu früher gestarteten Angreifern.
Ein Berg, der das Rennen nicht nur selektieren, sondern auch öffnen kann.

Col de la Madeleine: Kein Raum zum Durchatmen

Die zweite Steigung des Tages ist deutlich gleichmäßiger – und gnadenlos: der Col de la Madeleine. 19,3 Kilometer bei durchschnittlich 7,8 % – ein durchgehend harter Anstieg, der keine Erholungsphasen kennt. Jeder Kilometer fordert, jeder Tritt zählt.
Obwohl der Gipfel noch 67 Kilometer vor dem Ziel liegt und frühe Angriffe auf das Gesamtklassement unwahrscheinlich sind, darf man ihn nicht unterschätzen. Die anschließende rasante Abfahrt kann entscheidend sein – sie kostet Kraft, provoziert Fehler und kann die Beine für den letzten Anstieg schwer machen.

Das brutale Finale nach Courchevel

Diesmal führt die Strecke nicht über die bekannte Seite nach Courchevel, sondern über eine alternative Route – ein neuer Anstieg, der es in sich hat. Insgesamt 26,3 Kilometer mit durchschnittlich 6,4 % Steigung: ein einstündiger Kraftakt, der alles fordert.
Die ersten 20 Kilometer verlaufen relativ gleichmäßig, doch das Finale ist unberechenbar. Unrhythmische Rampen mit über 10 %, kurze Flachstücke, sogar leichte Abfahrten – dieser Anstieg lässt keinen konstanten Tritt zu. Wer hier bestehen will, braucht nicht nur starke Beine, sondern auch Gefühl für den richtigen Moment. Ein Finale, das das Klassement neu schreiben kann.
Karte Tour de France 2025 Etappe 18
Karte Tour de France 2025 Etappe 18

Wetterumschwung in den Alpen: Regen statt Riviera-Gefühl

Der Sommer verabschiedet sich – und mit ihm das sonnige Frankreich. Stattdessen ziehen kühlere, feuchte Bedingungen über den Osten des Landes. Schon der heutige Tag hat gezeigt: Das Wetter schlägt um.
Zwar ist starker Regen aktuell nicht vorhergesagt, doch kalte Temperaturen und Niederschlag werden in den kommenden Tagen eine Rolle spielen. Für das Peloton bedeutet das: weniger Komfort, mehr Risiko – und eine neue strategische Dimension auf den ohnehin anspruchsvollen Bergetappen.

Die Favoriten: Vingegaard greift an, Pogacar verteidigt – Showdown auf der Loze mit Florian Lipowitz?

Jonas Vingegaard – Heute muss es Visma richten

Es ist nicht der letzte Tag der Tour, aber womöglich der wichtigste. Visma | Lease a Bike wird angreifen müssen – und zwar früh. Der Etappenstart ist hart, und das Team wird alles daransetzen, mehrere Fahrer in der Ausreißergruppe zu platzieren. Van Aert, Campenaerts, Benoot und Jorgenson dürften sofort in Position gehen, um dem Team taktische Optionen zu verschaffen.
Visma weiß: Mit harter Tempoarbeit lassen sich Pogacars Helfer abschütteln – das hat bereits funktioniert. Der Col du Glandon eignet sich für eine erste Selektion, doch die entscheidende Aktion könnte am Col de la Madeleine folgen. Wenn Vingegaard die Beine hat wie am Mont Ventoux, ist dort ein Angriff nicht ausgeschlossen. Die Madeleine ist durchgehend steil, fast eine Stunde lang – ideal für eine frühe Offensive.
Am Col de la Loze wird es endgültig ernst. Beide Favoriten werden hier alles riskieren müssen. Und obwohl Pogacar das Gelbe Trikot trägt, könnte Vingegaard an einem absoluten Sahnetag Zeit gutmachen. Eine Attacke ist wahrscheinlich.

Tadej Pogacar – Alles auf Verteidigung

Für Pogacar zählt heute nur eines: keine Zeit verlieren. Sein UAE-Team kann viele Taktiken fahren – attackieren, kontrollieren, mitgehen –, aber am Ende zählt für den Slowenen nur das Ergebnis. Hält er Vingegaard in Schach, ist der Toursieg greifbar nah.
Doch es wird ein harter Tag: der mit Abstand bergigste der gesamten Rundfahrt. Pogacar kennt den Col de la Loze – 2023 verlor er dort die Tour. Diesmal will er sich revanchieren. Er muss hellwach sein, wenn Visma attackiert. Und gleichzeitig die Nerven behalten, sollte das Tempo früh eskalieren.

Kampf ums Podium – Lipowitz im Vorteil

Weil die Etappe so anspruchsvoll ist, dürfte kaum jemand unnötige Risiken eingehen. Der Schlussanstieg allein reicht aus, um große Abstände zu erzeugen. In den Top Ten finden sich einige Überraschungsnamen – darunter Florian Lipowitz.
Der Deutsche hat bislang eine beeindruckende Tour gezeigt und ist möglicherweise der stärkste Verfolger der großen Zwei. Sollte er seinen Rhythmus am Col de la Loze durchziehen, kann er Rang drei und das weiße Trikot festigen – und seine Tour-Sensation weiterleben.
Oscar Onley, Kévin Vauquelin, Tobias Johannessen und Ben Healy müssen ehrlich gesagt froh sein, wenn sie ihre Positionen am Ende des Tages halten. Keiner von ihnen hätte mit einer so starken Position gerechnet, und sicherlich wird es für sie alle ums Überleben gehen. Im Gegenteil, wir haben Primoz Roglic (5.), der normalerweise an solchen Tagen nicht so gut abschneidet, aber in hervorragender Form ist, er kann Onleys Position verbessern, selbst wenn er Lipowitz unterstützt; und dann die Plätze 7 und 10 Felix Gall und Carlos Rodríguez, die reine Kletterer mit guten Leistungen bei der Tour sind, die diesen kolossalen Tag ausnutzen können.

Die Ausreißer – Außenseiter mit Minimalchancen

Auf einer Etappe dieses Kalibers, mit einem offenen Schlagabtausch im Kampf um Gelb, bleiben die Chancen der Ausreißer begrenzt. Der Fokus liegt auf dem Gesamtklassement – und das macht ein erfolgreiches Solo oder Gruppenspiel fast unmöglich.
Und dennoch: Auf dem Papier darf man sie nie ganz abschreiben. Fahrer wie Thymen Arensman, Valentin Paret-Peintre, Lenny Martínez, Santiago Buitrago, Sergio Higuita, Aleksandr Vlasov, Michael Woods, Harold Tejada und Michael Storer sind bekannt dafür, an harten Tagen über sich hinauszuwachsen.
Doch sie werden mehr brauchen als gute Beine: Timing, Rennglück – und vielleicht einen Moment der Nachlässigkeit bei den Favoriten. Nur dann könnte ein Ausreißersieg Realität werden.

Vorhersage Tour de France 2025 Etappe 18:

*** Tadej Pogacar, Jonas Vingegaard
** Florian Lipowitz, Santiago Buitrago, Thymen Arensman
* Primoz Roglic, Oscar Onley, Felix Gall, Carlos Rodríguez, Valentin Paret-Peintre, Ilan van Wilder, Lenny Martínez, Aleksandr Vlasov, Michael Woods
Auswahl: Jonas Vingegaard
Wie: Ich glaube, dass Vingegaard nach seiner monströsen Leistung am Ventoux am Schlussanstieg etwas mehr Beine hat als Pogacar. Ich glaube nicht, dass das Trikot den Besitzer wechselt, aber ich glaube wirklich, dass der Däne den Sieg holen kann;
Klatscht 4Besucher 3
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