Am Tag seines 31. Geburtstags bewies
Sepp Kuss, warum er längst zu den prägenden Fahrern seiner Generation gehört. Auf der gefürchteten Bola del Mundo stürmte der Amerikaner auf den zweiten Platz – nur geschlagen von seinem Teamkollegen
Jonas Vingegaard. Mit dieser Leistung schob er sich nicht nur in die Top Ten der Gesamtwertung, sondern lieferte auch eine emotionale Erinnerung an seinen eigenen Vuelta-Triumph von 2023.
„Das ist ein besonderer Tag“, erklärte Kuss im Ziel. „Hier habe ich meinen ersten Grand-Tour-Sieg errungen, hier habe ich mit Primož Roglič gefeiert – und jetzt Jonas zu unterstützen, nachdem er mich vor zwei Jahren getragen hat, macht den Kreis rund.“
Der treue Edelhelfer
Seit Jahren ist Kuss ein unverzichtbares Bindeglied bei den großen Erfolgen von Visma | Lease a Bike. Ob beim Doppeltriumph von Roglič und Vingegaard oder beim eigenen Coup 2023 – der Mann aus Colorado ist stets zur Stelle, wenn es am steilsten und härtesten wird. Auch diesmal spielte er seine Stärken aus: Während Vingegaard den letzten Schlag setzte, hielt Kuss das Feld in Schach und sorgte dafür, dass sein Team unantastbar blieb.
„Jonas hat jeden Tag gelitten“, verriet Kuss. „Er war krank, er hustete, und es sah nicht immer so aus, als ob er durchkommen würde. Aber in der dritten Woche hat er alles gedreht – und heute hat man gesehen, wozu er fähig ist.“
Die Magie der dritten Woche
Für Kuss selbst war die finale Woche wie so oft der Moment, in dem er seine besten Beine fand. „Es scheint, dass ich an meinem Geburtstag immer einen brutalen Anstieg bekomme“, scherzte er. „Erst der Angliru, jetzt die Bola del Mundo – beides ziemlich spezielle Geschenke.“
Mit seiner Fähigkeit, über drei Wochen hinweg immer stärker zu werden, ist Kuss nicht nur ein wertvoller Helfer, sondern auch ein Podiumskandidat, sobald er freie Fahrt erhält. Sein siebter Gesamtrang unterstreicht das einmal mehr.
Ein Team, das zusammenhält
Obwohl Visma in der letzten Woche zwei Fahrer verlor, erwiesen sich die verbliebenen sechs Profis als taktisch wie physisch makellose Einheit. „Jeder einzelne hat hart gearbeitet“, betonte Kuss. „Das ist ein Sieg des gesamten Teams, auch wenn Jonas das Rote Trikot trägt.“
Störungen abseits der Straße
Die Etappe und die letzte Vuelta-Woche waren erneut von pro-palästinensischen Demonstrationen überschattet, die teils zu Verzögerungen führten. Kuss sprach offen über die Situation, lobte jedoch die Organisatoren und die Polizei: „Natürlich war es chaotisch, wenn wir durch Städte fuhren. Aber ich habe mich nie unsicher gefühlt. Man hat immer gespürt, dass sich jemand um unsere Sicherheit kümmert.“
Ein Geburtstagsritt mit Symbolkraft
Mit seiner Leistung am Bola del Mundo hat Sepp Kuss sein Renommee als einer der zuverlässigsten Bergfahrer des modernen Radsports weiter gefestigt. Ob als Helfer, Leader oder Geburtstagskind – der „Edelhelfer Amerikas“ bleibt ein Fahrer, dessen Klasse gerade in den entscheidenden Momenten sichtbar wird.