Jonas Vingegaard hat am Samstag die Vuelta a España 2025 praktisch für sich entschieden. Auf der letzten großen Bergetappe, die an den legendären Hängen der Bola del Mundo endete, setzte der Däne vom
Team Visma | Lease a Bike das vielleicht wichtigste Ausrufezeichen seiner Saison. Obwohl er bereits im Roten Trikot unterwegs war und die Gesamtwertung fest in seiner Hand schien, ließ er keinen Zweifel daran, dass er den Sieg auch sportlich besiegeln wollte. Mit einem unwiderstehlichen Antritt knapp über einen Kilometer vor dem Ziel distanzierte er seine direkten Konkurrenten und gewann die Etappe im Stil eines echten Champions.
Der Kampf auf den letzten Kilometern
Die 20. Etappe war von Beginn an von hoher Intensität geprägt. Zahlreiche Attacken prägten die ersten Anstiege, doch das Peloton um die Favoriten ließ keine große Fluchtgruppe ziehen. Als es schließlich ernst wurde, hatten vor allem João Almeida (UAE Team Emirates - XRG) und Jai Hindley (Red Bull-BORA-hansgrohe) den Mut, Vingegaard immer wieder unter Druck zu setzen. Die beiden wechselten sich mit Attacken an den steilsten Rampen der Bola del Mundo ab, in der Hoffnung, den Dänen endlich an seine Grenzen zu bringen.
Doch Vingegaard hielt stand. „Ich würde nicht sagen, dass ich mich wohl gefühlt habe, als ich João und Jai folgte, aber ich wusste, dass ich noch Reserven hatte“, erklärte er später. „Irgendwann habe ich mir gesagt: Jetzt ist der Moment. Ich habe einfach attackiert – und sofort entstand die Lücke.“
Ein Sieg voller Symbolik
Die Art und Weise, wie Vingegaard diese Etappe gewann, hatte eine besondere Symbolkraft. Es ging nicht nur darum, die Gesamtwertung abzusichern – sie war nach drei intensiven Wochen ohnehin kaum mehr gefährdet. Vielmehr war es ein Zeichen der Stärke, ein Statement, dass er auch am Ende einer langen und kräftezehrenden Grand Tour noch die Energie hatte, um im direkten Duell die Oberhand zu behalten.
Der Däne, der bereits zweimal die Tour de France gewonnen hat, sicherte sich damit seinen ersten Etappensieg im Roten Trikot – ein Moment, der ihm in seiner Karriere bislang verwehrt geblieben war.
Ein Team im Hintergrund, ein Leader im Rampenlicht
Besonders hervorzuheben ist die Rolle des Teams Visma | Lease a Bike. Über drei Wochen hinweg kontrollierten die Helfer das Rennen, neutralisierten gefährliche Attacken und brachten ihren Kapitän stets in die perfekte Ausgangsposition. Auf der Königsetappe zahlte sich diese Arbeit aus: Während Almeida und Hindley auf sich allein gestellt waren, hatte Vingegaard jederzeit Rückendeckung.
„Das Team war unglaublich“, lobte der Däne. „Ohne sie wäre das nicht möglich gewesen. Sie haben mich in schwierigen Momenten beschützt und mir die Ruhe gegeben, die ich gebraucht habe.“
Kuss feiert Geburtstag auf dem Podium
Hinter Vingegaard sorgte sein Teamkollege Sepp Kuss für das perfekte Geschenk zu seinem Geburtstag: Der US-Amerikaner sicherte sich Rang zwei und machte den Doppelerfolg für Visma perfekt. Jai Hindley kam als Dritter ins Ziel, während João Almeida mit Platz vier vorliebnehmen musste.
Madrid wartet – Geschichte in Sicht
Mit dem Etappensieg an der Bola del Mundo ist Vingegaards Gesamtsieg so gut wie sicher. Die Schlussetappe am Sonntag in Madrid ist traditionell ein Schaulaufen für die Sprinter und wird das Klassement kaum verändern. Damit steht fest: Jonas Vingegaard wird erstmals die Vuelta a España gewinnen. Es ist nach seinen beiden Tour-de-France-Siegen sein dritter Triumph bei einer großen Landesrundfahrt – ein weiterer Meilenstein in der Karriere des 28-Jährigen.
„Natürlich müssen wir morgen noch ankommen, aber normalerweise wird sich nichts mehr ändern“, sagte Vingegaard mit einem Lächeln. „Es wäre ein Traum, das Rote Trikot in Madrid zu tragen und diese Grand Tour auf diese Weise zu beenden.“
Ein Platz in der Geschichte
Mit diesem Sieg reiht sich Vingegaard endgültig in den exklusiven Kreis der Fahrer ein, die mehr als eine Grand Tour gewinnen konnten. Während er bei der Giro d’Italia bisher noch nicht am Start stand, könnte in Zukunft sogar die Jagd auf die komplette Sammlung beginnen. Für den Moment jedoch genießt er den Lohn von drei harten Wochen in Spanien: das Rote Trikot, den Applaus in Madrid und die Anerkennung als einer der größten Rundfahrer seiner Generation.