Die 15. Etappe der
Tour de France verspricht ein taktisch anspruchsvoller Tag zu werden. Das hügelige Profil, die schwer zu kontrollierende Streckenführung und die zunehmende Erschöpfung im Peloton führen dazu, dass viele Fahrer mit einer erfolgreichen Fluchtgruppe rechnen. Hinzu kommt die hohe Dichte an offensivstarken Fahrern, die auf der Suche nach einem Etappensieg sind – ein Szenario, das den Tag unberechenbar macht.
Zu den Profis, die sich bereits vor dem Start offensiv zeigten, zählen unter anderem
Mathieu van der Poel und
Wout van Aert. Van der Poel äußerte sich am Morgen im Gespräch mit dem belgischen Sender VTM optimistisch über die Chancen für sein Team und für Ausreißer: „Auf dem Papier sieht es nach einer Etappe für unser Team aus – und wahrscheinlich auch nach einer für die Ausreißer. In der Gruppe zu sein, wird heute entscheidend sein, und ich werde alles dafür tun, dort reinzukommen. Aber das wird jeder andere im Peloton auch versuchen, deshalb erwarte ich heute wieder einen langen Kampf um die Gruppe.“ Der Kampf um die frühe Gruppe dürfte sich also über viele Kilometer ziehen.
Auch bei Visma–Lease a Bike liegt der Fokus klar auf der Offensive. Jonas Vingegaard bestätigte vor dem Etappenstart, dass das Team heute den Tagessieg anpeilt – idealerweise durch eine Ausreißergruppe mit Van Aert: „Heute möchten wir eine Fluchtgruppe, die um den Sieg fährt, und wir werden versuchen, ein paar unserer Jungs da reinzubringen. Es war von Anfang an der Plan, dass Wout heute in eine Ausreißergruppe geht.“ Van Aert selbst bestätigte diese Ambitionen gegenüber Het Laatste Nieuws knapp aber deutlich: „Es ist eine schöne Etappe, die ich auf jeden Fall im Visier habe.“
Ein weiterer Fahrer mit offensiven Plänen ist
Arnaud De Lie. Der Belgier hatte auf der elften Etappe nach Toulouse gemeinsam mit Van Aert und Van der Poel bereits eine animierte Fluchtgruppe gebildet – und möchte daran nun anknüpfen: „Ich bin froh über das gute Gefühl, das ich jetzt habe. Der Beginn der Tour war nicht einfach, aber jetzt fühlen sich meine Beine gut an und ich bin froh, noch im Rennen zu sein. Wieder in einer Ausreißergruppe zu sein – wie damals nach Toulouse – wäre großartig. Aber es wird nicht leicht. Man braucht ein bisschen Glück und muss clever sein, um im richtigen Moment vorne zu sein.“ Das Finale der Etappe wird durch einen Anstieg der zweiten Kategorie zusätzlich erschwert, dürfte jedoch für Fahrer mit Punch wie Van Aert, Van der Poel oder De Lie machbar sein. De Lie bleibt vorsichtig optimistisch: „Es wird eine harte Etappe, aber über eine Ausreißergruppe könnte sie machbar sein.“
Schon vor dem Start ist klar: Der Etappenverlauf wird von Beginn an explosiv sein. Wer heute um den Sieg mitkämpfen will, braucht nicht nur gute Beine, sondern auch taktisches Gespür, Nervenstärke – und ein bisschen Glück.