Während die deutschen Radsportfans erneut feststellen konnten, dass
Florian Lipowitz aus besonderem Holz geschnitzt ist, sorgte ein Moment im belgischen Fernsehen für Aufsehen. José De Cauwer und sein Kollege trauten ihren Ohren nicht, als sie hörten, welche Frage der ARD-Kollege dem jungen Deutschen stellte.
Zunächst zum Kontext:
Luke Plapp saß stundenlang – mit oder ohne Laptop – auf dem "Hot Seat" des Fahrers mit der Bestzeit in diesem Bergrennen gegen die Uhr. Der Australier hatte bei allen Zwischenzeiten geführt und ein wahnsinniges letztes Teilstück absolviert. Als immer mehr Topfahrer aus den Top 20 ins Ziel kamen, wurde klar, wie sehr Plapp im letzten Abschnitt dominiert hatte. Selbst Fahrer, die bei den ersten beiden Zwischenzeiten besser lagen, verloren im Schlussabschnitt gegen den Australier. Bis
Primoz Roglic bei Zwischenzeit 2 auftauchte.
Der Slowene vom Team Red Bull – BORA – hansgrohe pulverisierte Plapps Zeit an diesem Punkt um mehr als 30 Sekunden. Und es war noch nicht vorbei. Florian Lipowitz näherte sich der Zeit von Roglic an diesem Messpunkt und verlor erst im letzten Streckenabschnitt leicht an Boden – jedoch nicht im Vergleich zu einem Spezialisten wie Luke Plapp. Lipowitz beendete das
Zeitfahren sogar schneller als Plapp und landete auf einem beeindruckenden vierten Platz – nur hinter einem entfesselten Primoz Roglic sowie den beiden außerirdischen Topstars Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard.
Nachdem Lipowitz also den amtierenden Olympiasieger im Zeitfahren geschlagen hatte, stellte ihm der deutsche TV-Journalist ernsthaft die Frage, ob er während der Fahrt schon an die morgige Etappe gedacht habe – und sich womöglich bewusst zurückgehalten habe.
José De Cauwer war fassungslos. Das Interview wurde nämlich international an alle Auslandssender weitergeleitet. „Fragt dieser deutsche Journalist tatsächlich einen Fahrer, der ein überragendes Zeitfahren gefahren ist, ob er sich für morgen geschont hat?“, rief De Cauwer entgeistert. „Jaja“, lachte sein Kollege. „Aber Jungs doch“, fluchte De Cauwer, „das gibt’s doch nicht! Aber ja, deutsche Radsportjournalisten...“