TRANSFERMARKT: Remco Evenepoel und die INEOS-Gerüchte: Zukunftsfrage oder ewige Spekulation?

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 15 Mai 2025 um 13:00
evenepoel
Wieder einmal brodelt die Transferküche – und wieder einmal steht Remco Evenepoel im Zentrum. Laut Eurosport Italia’s Riccardo Magrini könnte der belgische Superstar ab 2026 für INEOS Grenadiers fahren. Offiziell bestätigt ist nichts, doch allein der Name genügt, um neue Spekulationen anzuheizen.
Seit Jahren begleitet Evenepoel das Wechselthema wie ein Schatten. Dabei ist der 25-Jährige längst das Gesicht von Soudal - Quick-Step, einem Team, das er in den letzten fünf Jahren maßgeblich geprägt hat. Doch trotz beachtlicher Erfolge – darunter der Vuelta-Sieg 2022, zweimal Lüttich-Bastogne-Lüttich, Welt- und Zeitfahr-WM-Titel sowie ein starker dritter Platz bei der Tour de France 2024 – bleibt ein grundlegender Zweifel: Reicht Quick-Steps Infrastruktur aus, um dauerhaft auf Grand-Tour-Niveau zu konkurrieren?

Ein Team für Klassiker, kein Titan der Rundfahrten?

Historisch galt Quick-Step nie als Grand-Tour-Maschine, sondern als Spezialist für Eintagesrennen und Sprintzüge. Zwar hat die Mannschaft unter Evenepoel bewiesen, dass sie in der Lage ist, eine GC-Kampagne aufzubauen – vor allem mit dem starken Auftritt bei der Tour 2024. Doch der Vergleich mit Superstrukturen wie UAE Team Emirates – XRG oder Visma - Lease a Bike wirft Fragen auf: Hat Quick-Step genug Budget, Tiefe und Erfahrung, um gegen Pogacar oder Vingegaard langfristig zu bestehen?
Deshalb kursieren die Namen INEOS Grenadiers und Red Bull - BORA - hansgrohe seit langem als mögliche Alternativen für Evenepoel. Beide Teams verfügen über das Budget und die sportliche Infrastruktur, um einen potenziellen Tour-Sieger zu unterstützen – nicht nur einmal, sondern Jahr für Jahr.

INEOS: Auf der Suche nach dem nächsten Großen

Für INEOS wäre die Verpflichtung Evenepoels mehr als ein Transfer – es wäre ein symbolischer Neuanfang. Die britische Equipe befindet sich im Umbruch. Die Ära von Froome, Wiggins und Thomas ist Geschichte. 2024 war ein Tiefpunkt: nur ein Etappensieg bei den Grand Tours, Pidcocks Abgang, fehlende Richtung.
Evenepoel könnte genau das ändern. Er ist jung, erfolgshungrig und hat sich auf höchstem Niveau längst bewiesen – ganz im Gegensatz zu einigen jüngeren Projekten der Briten, die noch auf ihren Durchbruch warten. Mit ihm könnte INEOS wieder als dominierende Kraft auftreten – nicht nur reagieren, sondern das Rennen diktieren.

Zwischen Kontrolle und Komfortzone

Doch der Weg dorthin ist nicht ohne Risiko – und ohne Hürden. Denn ob Evenepoel tatsächlich bereit wäre, sein Königreich bei Quick-Step aufzugeben, bleibt unklar. Dort ist er nicht nur Kapitän, sondern das Zentrum des gesamten Projekts. Entscheidungen über Rennplanung, Teamzusammenstellung und Vorbereitung laufen nicht selten durch seine Hände. Bei INEOS, wo traditionell eine Top-Down-Struktur herrscht, wäre das kaum denkbar.
Hinzu kommt: Evenepoel ist ein Fahrer mit Charakter – impulsiv, meinungsstark, manchmal explosiv. Ein Profil, das bei INEOS nicht immer gut angekommen ist, wie der unrühmliche Abgang von Tom Pidcock zeigt. Doch es gibt Anzeichen, dass sich die Mannschaft wandelt. 2025 verlief vielversprechend, und es scheint, als würde INEOS intern über neue Führungsansätze nachdenken.

Quick-Step unter Zugzwang

Ob es überhaupt zu einem Wechsel kommt, hängt maßgeblich von Quick-Steps Entwicklung ab. Verstärkt das Team seine GC-Ausrichtung, bleibt finanziell konkurrenzfähig und hält seine Unterstützer, gibt es für Evenepoel kaum einen Grund zu gehen. Doch sollten Ressourcen knapp werden oder sportliche Rückschläge folgen, könnte der Blick über den belgischen Tellerrand attraktiver werden.
Denn klar ist: Der Konkurrenzkampf an der Spitze wird härter. Pogacar, Vingegaard, Ayuso, Roglic – sie alle sind von Superteams umgeben. Wenn Evenepoel dauerhaft mithalten will, braucht er nicht nur Talent, sondern auch das richtige Umfeld.

Noch ist alles offen – aber das Ringen hat begonnen

2026 liegt noch in weiter Ferne. Doch sollte Evenepoel auf den Markt kommen, wird INEOS nicht allein Schlange stehen. Entscheidend wird sein, wer ihm das glaubwürdigste Projekt anbieten kann – sportlich, finanziell und strategisch. Denn bei aller Spekulation bleibt eine Wahrheit bestehen: Remco Evenepoel ist kein gewöhnlicher Fahrer. Er ist ein Generationentalent. Und solche Talente entscheiden Karrieren – nicht nur ihre eigenen.
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