TRANSFERMARKT: Juan Ayuso raus aus den UAE? Derek Gee bricht Vertrag mit Israel - Premier Tech

Der Radsport-Transfermarkt läuft heiß. In dieser Woche verkündeten zahlreiche Teams neue Verpflichtungen für die Saison 2026. Doch es sind nicht die offiziellen Transfers, die die Schlagzeilen dominieren, sondern hitzige Gerüchte, komplizierte Vertragslagen und ein Streitfall, der das gesamte Fahrerfeld elektrisiert.

Im Zentrum steht Derek Gee. Der 26-jährige Kanadier hat seinen Vertrag mit Israel – Premier Tech einseitig gekündigt und damit einen Konflikt entfacht, der für die WorldTour weitreichende Folgen haben könnte. Während andere Fahrer wie Juan Ayuso oder Biniam Girmay über ihre Zukunft spekulieren lassen, geht es bei Gee um weit mehr: um Grundsatzfragen im Profiradsport, um Vertragsrecht – und um die Karriere eines Fahrers, der beim Giro d’Italia 2024 mit seinem vierten Platz für Furore gesorgt hat.

Gee selbst brachte die Bombe zum Platzen. In einer von ihm veröffentlichten Erklärung erklärte er:

„Ich bestätige, dass mein Vertrag mit Israel – Premier Tech von meinen rechtlichen Vertretern formell und ordnungsgemäß gekündigt worden ist. Dies war keine leichte Entscheidung, aber eine, die ich nach reiflicher Überlegung und aus legitimen Gründen getroffen habe.“

Mit diesen Worten zog er einen Schlussstrich unter eine Zusammenarbeit, die ursprünglich bis 2028 ausgelegt war. Laut Gee machten „bestimmte Probleme“ ein Verbleib im Team unhaltbar. Welche Probleme er damit genau meint, bleibt unklar – doch die Schärfe seiner Worte zeigt, dass es tieferliegende Konflikte gegeben haben muss.

Israel – Premier Tech reagierte prompt und wies die Kündigung zurück. In einem Statement erklärte das Team: „Israel – Premier Tech hat am Freitag, den 9. August, von den Anwälten, die Derek Gee vertreten, unerwartet eine Kündigung erhalten. (…) Israel – Premier Tech ist der festen Überzeugung, dass Gees Vertrag bis 2028 gültig ist und befindet sich in fortgesetzten Gesprächen mit Gees Vertretern und der UCI, um die Situation zu klären.“

Damit stehen sich zwei Positionen unversöhnlich gegenüber: Ein Fahrer, der seine Unabhängigkeit einklagt, und ein Team, das sich auf die Gültigkeit eines langfristigen Vertrags beruft.

Kaum war die Erklärung veröffentlicht, schossen die Spekulationen ins Kraut. Zuerst berichtete Daniel Benson, dass ein Wechsel zu den INEOS Grenadiers im Raum stehe. Auch der italienische Insider Ciro Scognamiglio bestätigte entsprechende Gerüchte.

Sportlich würde der Schritt Sinn ergeben. INEOS sucht seit Jahren nach einem starken Allrounder, der in ein Grand-Tour-Projekt hineinwachsen kann. Gee, der beim Giro mit mutigen Ausreißversuchen, taktischer Cleverness und enormer Tempohärte glänzte, passt genau in dieses Profil. Ob die UCI jedoch eine sofortige Freigabe erteilen wird, ist völlig offen.

Für Gee ist die Situation brisant. Offiziell betont er, noch mit keinem Team in Kontakt gestanden zu haben. Gleichzeitig könnte er ohne schnelle Klärung monatelang zwischen den Stühlen sitzen – ohne Renneinsätze, ohne Planungssicherheit.

Während der Streit um Gee die Schlagzeilen bestimmt, ging der Transfermarkt in der Breite weiter. Zahlreiche WorldTour-Teams haben ihre Kader für 2026 verstärkt.

Alpecin-Deceuninck muss gleich zwei wichtige Helfer abgeben: Quinten Hermans wechselt zu Q36.5 Pro Cycling, Gianni Vermeersch zieht es zu Red Bull – BORA – hansgrohe. Für das Klassiker-Team von Mathieu van der Poel bedeutet das eine empfindliche Schwächung, die nun vor allem der junge Tibor del Grosso kompensieren soll.

Auch Visma | Lease a Bike meldete eine Verpflichtung: Der Italiener Filippo Fiorelli verstärkt künftig die Klassiker-Mannschaft. Das Schweizer Tudor-Team landete gleich mehrere Coups: Stefan Küng, Luca Mozzato und Robin Donzé sollen die Mannschaft um Fabian Cancellara bei den Kopfsteinpflasterrennen konkurrenzfähig machen.

INEOS Grenadiers bestätigte den schon lange erwarteten Transfer von Dorian Godon. Der französische Meister kommt von Decathlon–AG2R La Mondiale und bringt Puncher-Qualitäten sowie Rennintelligenz ins britische Team, das künftig mit TotalEnergies einen neuen Sponsor an Bord hat.

Auch Lidl-Trek war aktiv: Max Walscheid und Mathias Norgaard verstärken das Team von Mads Pedersen. Bahrain – Victorious sicherte sich mit Pau Miquel ein vielversprechendes spanisches Talent, während EF Education–EasyPost den britischen Nachwuchsstar Noah Hobbs langfristig bindet.

Neben Derek Gee beherrschen zwei weitere Namen die Gerüchteküche: Juan Ayuso und Biniam Girmay.

Ayuso, erst 22 Jahre alt, gewann jüngst eine Etappe bei der Vuelta a España. Doch im UAE Team Emirates ist seine Zukunft unklar. Mit Pogacar, Almeida und del Toro drängen gleich mehrere Klassementfahrer ins Rampenlicht. Ayuso will Führungsverantwortung – und die könnte er bei Lidl-Trek bekommen. Laut der spanischen Zeitung AS ist ein Wechsel bereits weit fortgeschritten. Für Lidl-Trek wäre Ayuso ein Puzzlestück, um dauerhaft mit Jumbo-Visma und UAE zu konkurrieren.

Noch spektakulärer könnte ein möglicher Transfer von Biniam Girmay werden. Der Eritreer, Tour-Etappensieger und Gewinner des Grünen Trikots 2024, steht aktuell bei Intermarché-Wanty bis 2028 unter Vertrag. Doch das Team könnte durch eine Fusion mit Lotto seine WorldTour-Lizenz verlieren – und damit würden auch alle bestehenden Verträge hinfällig.

Ein Teamkollege verriet kürzlich gegenüber Het Laatste Nieuws, Girmay werde „bei einem Top-5-Team unterschreiben“. Namen wie UAE, INEOS oder Red Bull – BORA – hansgrohe stehen im Raum. Sicher ist: Kaum ein Fahrer genießt derzeit größere Popularität. Girmay könnte zum Transfer des Jahrzehnts werden.

Auch abseits der großen Namen brodelt der Markt. Thomas Silva (Caja Rural) steht vor dem Sprung in die WorldTour. Astana prüft eine Verlängerung mit Matteo Malucelli, während Movistar intensiv mit Lorenzo Milesi verhandelt.

Auf Kontinentalebene sorgte MBH Bank Ballan CSB für Aufsehen. Das italienische Team verpflichtete mit Fausto Masnada, Alessandro Fancellu und Davide Persico gleich drei bekannte Profis – angeführt vom ehemaligen WorldTour-Fahrer Fabio Felline. Die Ambition ist klar: mittelfristig der Sprung ins ProTeam.

Vergleichsweise ruhig verlief die Woche bei den Vertragsverlängerungen. Lidl-Trek meldete bereits in der Vorwoche neue Deals mit Sprinter Jonathan Milan und mehreren wichtigen Helfern. Q36.5 folgte mit eigenen Langzeitverträgen.

Viele andere Fahrer halten sich dagegen bedeckt. Mit dem nahenden September wächst der Druck, die eigene Zukunft abzusichern. Wer bis Ende des Jahres keinen klaren Vertrag in der Tasche hat, riskiert, 2026 ohne Platz im Peloton dazustehen.