Der lang erwartete Neustart der
INEOS Grenadiers für 2026 nimmt offenbar endlich konkrete Formen an. Neue Berichte deuten darauf hin, dass die australischen Topfahrer
Jack Haig und
Sam Welsford kurz vor einem Wechsel zum britischen WorldTeam stehen.
Das Timing ist dabei von besonderer Bedeutung: Es wären die ersten größeren Kaderentscheidungen, seit
Geraint Thomas als Director of Racing ins Management aufgerückt ist und öffentlich das Ende der „Transition“-Phase des Teams ausgerufen hat. Sollten sich die Transfers bestätigen, wären Haig und Welsford die ersten namhaften Neuzugänge der Thomas-Ära.
Ciro Scognamiglio von La Gazzetta dello Sport berichtet konkret, dass Welsford nun vor einem Wechsel zu INEOS steht, nachdem ein zuvor avancierter Deal mit Team Jayco AlUla gescheitert ist. Damit befindet sich das britische Team beim australischen Sprinter klar in der Poleposition.
Parallel dazu werden in mehreren Radsportmedien auch die Verbindungen zu Jack Haig immer konkreter. Verschiedene Quellen berichten, dass der 30-Jährige nach dem Auslaufen seines Vertrags bei Bahrain Victorious kurz vor einer Einigung mit INEOS stehen soll.
Ein australischer Doppelschlag, der zu Thomas’ neuer Ausrichtung passt
Haigs Situation schwelt bereits seit Wochen, nachdem Bahrain Victorious beschlossen hatte, seinen Vertrag nicht zu verlängern. Mehrere Medien sehen INEOS inzwischen als aussichtsreichsten Abnehmer für den 32-jährigen Kletterer, dessen Erfahrung, Zuverlässigkeit und konstantes Leistungsniveau die Rundfahrtstiefe des Teams sofort stärken würden.
Für eine Mannschaft, die ihre Identität im Gesamtklassement neu schärfen und sich vom strategischen Drift der vergangenen Jahre lösen will, passt Haigs Profil exakt zu den Leitlinien, die Thomas formuliert hat: mehr Klarheit, Professionalität und individuelle Verantwortung innerhalb der Gruppe.
Bei Welsford ist die Lage dagegen deutlich klarer. Scognamiglio berichtet, dass Team Jayco AlUla in fortgeschrittenen Gesprächen stand, letztlich jedoch keine Einigung erzielen konnte. Dadurch öffnete sich für INEOS erneut das Fenster, um in die Verhandlungen einzusteigen und den Transfer entscheidend voranzutreiben.
Der Australier hat sich in den vergangenen zwei Jahren zu einem der durchsetzungsstärksten und konstantesten Sprinter im Peloton entwickelt. Seine Verpflichtung würde INEOS erstmals seit dem kurzen Intermezzo mit einem anderen Australier – Caleb Ewan – zu Beginn der Saison 2025, vor dessen überraschendem Karriereende, wieder einen echten Siegfahrer für Massensprints geben.
Caleb Ewan feierte zwei Siege in einem kurzen Intermezzo bei INEOS Anfang 2025
Beide potenziellen Verpflichtungen passen exakt zur kulturellen Linie, die Thomas inzwischen unmissverständlich vorgegeben hat. In einem jüngsten Auftritt im Watts Occurring-Podcast machte er deutlich, dass die Erzählung von INEOS als dauerhaftes „Projekt im Umbau“ ein Ende haben müsse. „Die Transition ist jetzt vorbei, Kumpel. Das ist der Weg, den wir gehen. Das ist, was wir tun“, sagte Thomas – und kritisierte das Schlagwort offen als „Ausrede für mangelnde Leistung“.
Zugleich stellte er einfache, klare Prinzipien in den Vordergrund: Verantwortung übernehmen, Strukturen vereinfachen und Elite-Gewohnheiten leben. „Ein einfaches Leben ist ein Elite-Leben“, so Thomas, verbunden mit dem Appell, alles zu eliminieren, was Leistung verwässert oder vom Kerngeschäft ablenkt. Sein bewusst provokanter Satz – „Du willst auf keinen Fall ein Team voller Prinzessinnen“ – brachte seine Ungeduld gegenüber überbehüteten oder passiven Fahrern auf den Punkt.
Haig und Welsford, beide im Peloton für ihre geradlinige Professionalität, Robustheit und geringe öffentliche Reibung bekannt, verkörpern diesen Ansatz nahezu ideal.
Eine klarere Identität für 2026 zeichnet sich ab
Sollten beide Transfers zustande kommen, würde INEOS mit einem Schlag zwei zentrale Baustellen schließen: verlässliche, erfahrene Kletterunterstützung für Rundfahrten und einen echten Weltklasse-Finisher für Massensprints. Insbesondere die Verpflichtung Welsfords markierte dabei einen strategischen Kurswechsel – nach mehreren Saisons ohne klar definierte Sprint-Option.
In Kombination mit Thomas’ Amtsantritt als Director of Racing und seiner wiederholt betonten Abrechnung mit Ausreden wären diese Verpflichtungen das erste greifbare Signal dafür, dass der angekündigte Neustart der Grenadiers den Schritt von der Rhetorik in die Realität vollzieht.
Zwar bleiben wesentliche Kaderfragen offen, allen voran die Zukunft von Derek Gee, und das Puzzle der INEOS-Equipe für 2026 ist noch längst nicht vollständig. Doch das australische Duo würde einen klaren, entschlossenen Auftakt markieren.