Seit Jahren sehnt sich Frankreich nach einem neuen heimischen Fahrer, der mit den größten Stars des Radsports mithalten kann.
Thibaut Pinot ist überzeugt: Vielleicht ist dieser Fahrer bereits da – und er könnte sogar stärker sein als
Tadej Pogacar im selben Alter.
Der 19-jährige
Paul Seixas gilt als das nächste große Talent des französischen Radsports. In seiner ersten WorldTour-Saison mit Decathlon AG2R La Mondiale hat er bereits mit reifen Leistungen überzeugt – und auch im Nationaltrikot, bei den Weltmeisterschaften in Kigali sowie den Europameisterschaften in Frankreich, beeindruckte er durch Aggressivität, Rennintelligenz und erstaunliche Konstanz.
„Er könnte sogar stärker sein, als Tadej in seinem Alter war. Ich beobachte ihn schon seit einer Weile“,
sagte Pinot gegenüber L’Équipe. „Natürlich wurde Tadej in seiner ersten Saison Dritter bei der Vuelta und gewann drei Etappen, aber er war damals auch zwei Jahre älter als Paul. Man hat fast das Gefühl, dass Seixas seinem Zeitplan voraus ist.“
Eine gewagte Aussage – schließlich gilt Pogacar als einer der größten Fahrer seiner Generation, wenn nicht gar aller Zeiten. Doch Seixas hat der französischen Öffentlichkeit tatsächlich neuen Grund zum Träumen gegeben.
Ein Durchbruch, den man nur schwer ignorieren kann
Seixas gelang sein endgültiger Durchbruch in der Elite-Szene mit einem beeindruckenden dritten Platz bei den Europameisterschaften in Drôme-Ardèche, wo er nur von Tadej Pogacar und Remco Evenepoel geschlagen wurde. Zuvor hatte er bereits mit einem dominanten Zeitfahrsieg bei der Tour de l’Avenir, den er mit dem Gesamtsieg krönte, für Aufsehen gesorgt – ein Ergebnis, das nicht nur seine Kletterstärke, sondern auch seine außergewöhnliche Vielseitigkeit unterstreicht, die man bei einem 19-Jährigen nur selten sieht.
In einer Saison, in der Decathlon AG2R La Mondiale durch die Ankunft von CMA CGM als Co-Sponsor und eine ambitionierte Transferstrategie einen großen Umbruch erlebte, hat Seixas gezeigt, dass er bereits in jungen Jahren die Reife und Rennintelligenz besitzt, um sich mit etablierten Grand-Tour-Stars auf höchstem Niveau zu messen.
Seixas feiert seine Bronzemedaille bei der Europameisterschaft
Eine Nation, die bereit ist, wieder zu glauben
Für Thibaut Pinot, der einst selbst das Gewicht der französischen Erwartungen auf seinen Schultern trug, verkörpert Paul Seixas eine seltene Kombination aus Talent, Reife und perfektem Timing.
„Was Paul derzeit leistet, ist außergewöhnlich“, sagte Pinot. „Ich glaube, Decathlon AG2R wird ihn nächstes Jahr bei der Tour direkt ins kalte Wasser werfen.“
Damit deutet vieles auf ein mögliches Tour de France-Debüt im Sommer 2026 hin – ein Szenario, das die französischen Fans elektrisiert. Die Vorstellung, wieder einen einheimischen Fahrer im Gelben Trikot kämpfen zu sehen, weckt Erinnerungen an die großen Tage des französischen Radsports.
Zuvor wartet jedoch ein weiterer wichtiger Prüfstein: Il Lombardia, das letzte Monument der Saison, wo Seixas am Samstag zum ersten Mal in seiner Karriere am Start stehen wird – Seite an Seite mit Pogacar und Evenepoel.
Das „Rennen der fallenden Blätter“ hat in der Vergangenheit oft jene Fahrer hervorgebracht, die den Sprung in die absolute Weltspitze schafften. Für Seixas ist es die perfekte Bühne, um zu zeigen, warum Frankreich – und nun auch Pinot – ihn bereits in einem Atemzug mit den größten Talenten seiner Generation nennt.