„Taktisch noch unerfahren" – Analysten mit deutlicher Kritik an Demi Vollering

Nur wenige Fahrerinnen im Frauenradsport stehen derzeit so stark in der Kritik wie Demi Vollering. Es hat nur ein einziges „normales“ Jahr des FDJ-Suez-Superstars gebraucht, damit die Niederländerin regelmäßig im negativen Rampenlicht von Experten und Analysten steht. Zuletzt meldete sich Jip van den Bos zu Wort – wenn auch in vergleichsweise zurückhaltendem Ton.

Anfang dieser Woche erklärte die ehemalige Radrennfahrerin im Rahmen der Wielergala in Utrecht, dass Vollering nicht ausschließlich anhand ihrer Leistung bei der Tour de France Femmes beurteilt werden dürfe. Dort hatte Demi deutlich gegen Pauline Ferrand-Prevot verloren, die als beste Fahrerin der Saison gilt. Dennoch beließ es van den Bos nicht bei dieser Einordnung, sondern machte deutlich, dass sich die Europameisterin in einem zentralen Bereich weiterentwickeln müsse.

„Man kann wirklich nicht sagen, dass Demi Vollering ein schlechtes Jahr hatte. Ich glaube, sie hat jedes spanische Etappenrennen gewonnen, an dem sie teilgenommen hat: Itzulia, Katalonien, Valencia, die Vuelta… Und sie wurde Zweite bei der Tour“, erklärte van den Bos.

„Sie ist keine schlechte Tour de France gefahren. Sie war nicht so stark wie Ferrand-Prévot, aber es war eine solide Rundfahrt. Außerdem wurde sie Europameisterin. Natürlich würde man lieber den Weltcup und die Tour gewinnen, aber es war kein schlechtes Jahr“, fügte sie hinzu –, bevor sie anschließend auch die kritischen Punkte ansprach.

Nachdem van den Bos ein Jahr gewürdigt hatte, das zwar hinter den hohen Erwartungen zurückblieb, aber keineswegs schlecht war und mit dem Gewinn der Europameisterschaft einen Höhepunkt fand, erlaubte sie sich auch einen gut gemeinten Ratschlag an Demi Vollering:

„Ich denke, dass sie taktisch noch viel lernen kann. Es wäre für sie interessant, auf dieses Jahr zurückzublicken. Gerade wenn man sieht, wie sie bei der Tour gefahren ist, hätte sie mit anderen taktischen Entscheidungen möglicherweise mehr Siege einfahren können.“

„Zum Beispiel die letzte Etappe, die Ferrand-Prevot gewinnt. Vollering attackiert am Schlussanstieg, obwohl sie weiß, dass sie dort die schwächste Bergfahrerin ist. Im Grunde rollt sie Ferrand-Prevot den roten Teppich aus, damit diese erneut angreifen und alle hinter sich lassen kann. Dabei wäre Vollering vermutlich die Schnellste im Sprint gewesen“, lautete ihr Fazit.

Ob diese Einschätzung nun zutrifft oder nicht – fest steht, dass Demi Vollering eine Fahrerin ist, die jedes Jahr mit dem Anspruch antritt, die Tour de France Femmes zu gewinnen. 2025 hat es nicht geklappt, doch eines ist sicher: 2026 wird sie alles daransetzen, ihren verlorenen Thron zurückzuerobern.