Der britische Radsport hofft auf Aufschwung durch reformierten nationalen Rennbetrieb

Radsport
Freitag, 28 November 2025 um 10:00
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Die Post-Brexit-Ära war hart für den Radsport auf den Britischen Inseln. Während 2019 in Großbritannien noch ein gesunder nationaler Wettbewerb mit sechs Kontinentalteams und einer Vielzahl leistungsstarker Amateurformationen existierte, ist davon im Jahr 2025 praktisch nichts mehr übrig. Die beiden zuletzt verbliebenen Kontinentalteams, Saint Piran und Trinity Racing, stellten Ende 2024 ihren Betrieb ein – Trinity Racing kehrte zum Mountainbike-Sport zurück, Saint Piran verschwand nach einem Jahrzehnt erfolgreicher Talentförderung vollständig von der Bildfläche.
Mit Blick auf 2026 gibt es zumindest einen Hoffnungsschimmer: Raptor Factory Racing, ein vom Fahrradhersteller Raptor unterstütztes Team, könnte als einzige britische Mannschaft auf Kontinentalniveau zurückkehren. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen wäre ein langfristiges Bestehen jedoch ein Kampf gegen Windmühlen.
Ermutigend ist, dass der Wind des Wandels nun offenbar auch den Verband British Cycling erreicht hat. Ab 2026, mit einer geplanten vollständigen Einführung im Jahr 2027, soll ein grundlegend erneuertes System nationaler Wettbewerbe entstehen. Dieses soll von British Cycling gemeinsam mit Verbänden, Veranstaltern und allen getragen werden, die den Glauben an den heimischen Radsport noch nicht aufgegeben haben.
Das neue Rahmenkonzept ist das Ergebnis eines zwölfmonatigen Konsultationsprozesses mit Mitgliedern, Fahrerinnen und Fahrern sowie lokalen Communities. Ziel ist es, bis 2029 eine „einfachere, attraktivere und effektivere Wettbewerbsstruktur über alle Disziplinen hinweg“ zu schaffen.

Fünf Wettbewerbsebenen

Dem in dieser Woche vorgestellten Plan zufolge wird der nationale Rennbetrieb künftig in fünf – mehr oder weniger wettkampforientierte – Kategorien unterteilt. Diese reichen von organisierten Gruppenausfahrten bis zur höchsten Leistungsebene. Die fünf Stufen lauten:
Discover: Diese Einstiegsstufe richtet sich an Neulinge und erleichtert den ersten Zugang zum Wettkampfsport. Geringe Kosten und lockere Regeln stehen im Vordergrund, ebenso ein sicheres und einladendes Umfeld. Die Angebote sind trainergeleitet, Lernen und Begeisterung haben Priorität. Ziel ist ein niedrigschwelliger Einstieg für möglichst viele Menschen – ohne Punkte, Ergebnisse oder Ranglisten.
Engage: Wettbewerb auf Grassroot-Ebene, meist vereinsgeführt und lokal organisiert. Der Fokus liegt auf Spaß und fairer Konkurrenz, während unterschiedliche Facetten des Radsports ausprobiert und grundlegende Fähigkeiten weiterentwickelt werden.
Challenge: Regelmäßiger Wettkampf für sich entwickelnde Fahrerinnen und Fahrer, mit klaren Zielen und Chancen auf persönliche Erfolge. Die Wettbewerbe sind disziplinspezifisch, technisch anspruchsvoller und führen erstmals Ranglisten und Wertungssysteme ein.
Advance: Diese Stufe richtet sich an erfahrene Athletinnen und Athleten, die im Leistungsniveau weiter aufsteigen möchten. Der Anspruch steigt deutlich, Ergebnisse und Platzierungen gewinnen an Bedeutung.
Elite: Die Spitze des nationalen Radsports. Hier konkurrieren die besten Fahrerinnen und Fahrer des Landes sowie jene auf dem Weg dorthin. Die Veranstaltungen finden auf nationalem und internationalem Niveau statt und sind gezielt auf Zuschauerinteresse und Medienpräsenz ausgerichtet.
Die Saison 2026 soll zunächst als Beta-Phase dienen, in der Details sowie technische und organisatorische Abläufe weiter verfeinert werden. Der offizielle Projektstart ist mit „so bald wie möglich“ angesetzt.
„Dieses Projekt kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt für die Entwicklung unseres Sports, da wir eine mutige und umfassende Neugestaltung unseres Wettbewerbsrahmens vornehmen – orientiert an den Bedürfnissen von Fahrerinnen und Fahrern, Trainerinnen und Trainern, Ehrenamtlichen und Communities im ganzen Land“, erklärte Amy Gardner, Sport- und Teilnahmedirektorin von British Cycling.
„Es wird eine zentrale Rolle bei der Umsetzung unserer strategischen Prioritäten spielen, um den Radsport nachhaltig zu unterstützen und auszubauen. Dieses Rahmenwerk formuliert unsere Vision einer modernen, inklusiven und qualitativ hochwertigen Wettbewerbsstruktur, die die Zukunft des britischen Wettkampfradsports prägen soll.“
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