Tadej Pogacars vierter Platz im
Zeitfahren der
Weltmeisterschaft 2025 in Kigali hat unter Experten eine lebhafte Diskussion ausgelöst. Im Fokus steht die Frage, wie sich das Ergebnis auf seine Chancen im Straßenrennen am Sonntag auswirkt. Remco Evenepoel setzte mit seinem dritten Titel in Serie ein Ausrufezeichen – und ließ Pogacar auf der Strecke stehen. Ein seltenes Bild, das unweigerlich Zweifel an der Form des Slowenen aufkommen ließ.
Doch nicht alle teilen diese Bedenken. Der frühere Giro-Etappensieger und heutige TV-2-Sport-Analyst Lars Bak verweist darauf, dass das Straßenrennen andere Anforderungen stellt – und dass Pogacar in der Vergangenheit bereits nach schwachen Zeitfahren stark zurückgeschlagen hat.
„Wir sollten dies nicht überinterpretieren“
„Gibt das Anlass zur Sorge um
Tadej Pogacar? Nein“, erklärte Bak in seiner Analyse nach dem Rennen. „Vor zwei Jahren in Glasgow belegte er im Zeitfahren nur Platz 21, fuhr danach aber ein hervorragendes Straßenrennen. Erst letzte Woche gewann er in Montreal, wo er mit Brandon McNulty davonfuhr.“
Bak betonte weiter: „Er war dort unglaublich stark, daher denke ich nicht, dass wir dies überinterpretieren sollten. Pogacar bleibt einer der Topfavoriten am Sonntag – zusammen mit Remco Evenepoel, der heute eine herausragende Leistung gezeigt hat. Das Straßenrennen ist eine völlig andere Geschichte.“
Evenepoel untermauerte in Kigali seine Stärke: Mit 1:25 Minuten Vorsprung auf Jay Vine und Ilan Van Wilder, der das belgische Doppelpodium komplettierte, dominierte er klar. Bak führt Pogacars Leistung hingegen auf eine überstandene Krankheit und eine eingeschränkte Vorbereitung zurück. Pogacar selbst gab zu, das Zeitfahren weniger intensiv vorbereitet zu haben, um für das Straßenrennen in Bestform zu sein.
„Eine ganze Reihe von Nationen wittern ihre Chance“
Anders sieht es Baks TV-2-Sport-Kollege Emil Axelgaard. Für ihn zeigt Pogacars Zeitfahr-Leistung Schwächen, die Rivalen ausnutzen könnten – besonders auf dem anspruchsvollen Kurs in Ruanda.
„Die Streckenführung deutet auf ein taktisches Rennen hin, da der lange Anstieg früh kommt“, sagte Axelgaard. „Letztes Jahr war Slowenien schwach und Pogacar so früh isoliert, dass er 100 Kilometer vor dem Ziel attackierte. Es war nur seiner Überlegenheit geschuldet, dass er das durchziehen konnte.“
Dieses Jahr sei die Situation anders: „Nach dieser Niederlage ist kaum zu erwarten, dass er so früh attackiert. Wenn es gelingt, ihn erneut zu isolieren, könnte er Probleme bekommen, die Situation nur mit physischer Stärke zu lösen. Das eröffnet spannende Möglichkeiten für viele Nationen.“
Hohe Einsätze in Kigali
Mit Pogacar als amtierendem Straßen-Weltmeister und einem wiedererstarkten Evenepoel nach dessen Tour-de-France-Aus steht Kigali vor einem Showdown der beiden dominierenden Figuren des Radsports. Ob die 270 Kilometer über Ruandas Anstiege Pogacars Ausdauer in die Karten spielen oder Evenepoel die Chance zum Kontern bieten – diese Frage wird die Weltmeisterschaft entscheiden.
Für Bak ist klar: Pogacar bleibt der Mann, den es zu schlagen gilt. Für Axelgaard liegt die Chance im Angreifen seiner Schwachstellen. Die Antwort erhalten die Fans am Sonntag.