Belgiens scheinbar perfekte Woche bei der UCI-Straßen-Weltmeisterschaft in Kigali hat einen herben Dämpfer erlitten. Nur einen Tag nach Remco Evenepoels drittem Zeitfahr-Weltmeistertitel in Folge bestätigte das Team, dass Routinier
Tiesj Benoot das Straßenrennen krankheitsbedingt auslassen muss.
Die Nachricht trifft ein belgisches Team, das gerade auf einer Welle der Euphorie surfte. Evenepoel hatte das Zeitfahren am Sonntag dominiert, eindrucksvoll unterstrichen durch das surreale Bild, wie er den viermaligen Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar auf der Strecke einholte. Auch Ilan Van Wilders Bronzemedaille bekräftigte die belgische Tiefe, und im Lager von Teamchef Serge Pauwels herrschte ausgelassene Stimmung.
Belgien verliert seinen erfahrensten Kapitän
Der Ausfall von Benoot reißt nun eine Lücke in die Strategie für das Straßenrennen. Der 31-Jährige vom Team Visma - Lease a Bike war der erfahrenste Fahrer im Kader. Bereits vor zehn Jahren nahm er erstmals an Weltmeisterschaften in Richmond teil und bestritt seitdem sechs weitere Auflagen. Bei den Olympischen Spielen im vergangenen Sommer spielte er zudem eine Schlüsselrolle als Unterstützer von Evenepoel, der dort Gold gewann.
Evenepoel hat bereits einen Sieg im Regenbogentrikot in Kigali erzielt
Benoots aktuelle Form ließ große Hoffnungen zu: Platz 16 beim GP Quebec, Rang sieben beim GP Montreal und eine offensive Fahrt bei der Super 8 Classic am Wochenende zeigten, dass er bestens auf Kigali vorbereitet war. Mit seinem Ausfall verliert Belgien einen erfahrenen Motor, der sowohl selbstlos arbeiten als auch das Tempo langer Meisterschaftsrennen präzise einschätzen kann.
Vervaeke rückt ins Team
Seinen Platz übernimmt
Louis Vervaeke, der nach einer starken Vuelta a España mit viel Anerkennung nach Kigali reist. Er gilt als einer von Evenepoels zuverlässigsten Helfern. Vervaeke komplettiert eine belgische Aufstellung mit Xandro Meurisse, Quinten Hermans, Cian Uijtdebroeks, Van Wilder, Victor Campenaerts und Florian Vermeersch.
Auf dem Papier bleibt Belgien eines der stärksten Teams dieser Weltmeisterschaften. Doch bei einem Rennen, in dem taktische Finesse entscheidend sein kann, wiegt der Verlust von Benoots Erfahrung und Ruhe schwer. Für Evenepoel bedeutet das Fehlen seines olympischen Teamkollegen eine kompliziertere Jagd nach dem Regenbogentrikot - auch wenn seine Zeitfahr-Demonstration zeigt, dass er die Form hat, die Verantwortung allein zu schultern.