„Sie war am Rande des Abgrunds“ – Wie der Streit um einen Sturz Demi Vollering zusätzlich unter Druck setzt

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 31 Juli 2025 um 16:00
DemiVollering (4)
Bei der Tour de France Femmes 2025 sorgt nicht nur das Rennen selbst für Schlagzeilen. Nach einem Sturz der Gesamtfavoritin Demi Vollering entbrannte ein öffentlicher Schlagabtausch zwischen den sportlichen Leitern von FDJ - Suez und Visma - Lease a Bike – mitten im Kampf um das Maillot Jaune. Während sich Vollering auf das sportliche Geschehen konzentrieren will, droht die hitzige Debatte außerhalb der Strecke zur Belastungsprobe zu werden.
Den Anstoß gab ein Interview von Stephen Delcourt, Teamchef von FDJ - Suez. Er nahm nach Vollerings Sturz kein Blatt vor den Mund: „Der Sturz war nicht die Schuld von ASO, sondern von den Fahrern. Es geht um Respekt. Die Mentalität einiger Teams ist unglaublich – wirklich respektlos.“ Delcourt warf der Konkurrenz vor, rücksichtslos zu fahren: „Sie spielen so mit dem Leben der Menschen. Demi will vorne mitfahren, aber sie schneiden ihr immer wieder den Weg ab.“

Van Emden kontert, Cordon-Ragot warnt

Die Reaktion aus dem Lager von Visma - Lease a Bike ließ nicht lange auf sich warten. Jos van Emden, Sportdirektor beim niederländischen Team, hielt mit scharfer Kritik dagegen: „Ich habe überhaupt keinen Respekt vor diesen Kommentaren. Was er sagt, ist völlig lächerlich.“ Vollering solle nicht bevorzugt behandelt werden, so van Emden weiter: „Er scheint ein Peloton von acht Fahrern zu wollen, in dem Demi in einem goldenen Käfig fährt – sicher, sie ist die beste Fahrerin, aber das bedeutet nicht, dass alle für sie zur Seite gehen müssen.“
Ehemalige Profis sehen die öffentliche Auseinandersetzung mit Sorge. Audrey Cordon-Ragot, Ex-Fahrerin und heutige TV-Expertin, glaubt, dass der Druck auf Vollering bereits Spuren hinterlässt: „Sie ist eine sehr emotionale Fahrerin. Man konnte gestern in einem Interview sehen, dass sie fast geweint hat. Ich glaube, sie trägt eine enorme Last auf ihren Schultern.“ Cordon-Ragot macht deutlich: Vollering habe sich zwar offensiv positioniert, sei aber genau deshalb auch mitten im Sturz gewesen – zu einem Zeitpunkt, an dem viele andere Fahrerinnen bereits zurückgezogen agierten.

„Dieses Drama hilft ihr nicht“

Auch Dani Rowe, britische Ex-Profi und Analystin, hält den öffentlichen Streit für fehl am Platz – und kontraproduktiv. „Es ist absolut unmöglich, dass Fahrerinnen dreieinhalb Kilometer vor dem Ziel sagen: 'Ich werde Demi Vollering aufschlitzen, weil sie die größte Bedrohung ist.'“ Rowe stimmt van Emden in Teilen zu: Jeder im Feld kämpfe um Positionen – es sei schließlich die Tour de France. Das habe nichts mit gezielter Sabotage zu tun.
Rowes Fazit ist deutlich: „Sie braucht dieses Hintergrundgeräusch nicht. Die sportliche Leitung sollte den Druck von ihr fernhalten, aber im Moment verstärken sie ihn nur.“
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