Nach sieben erfolgreichen Saisons wird
Remco Evenepoel am Jahresende Soudal – Quick-Step verlassen. Der 25-jährige Belgier hat in dieser Zeit die Vuelta a España gewonnen, sich drei Weltmeistertitel und zwei olympische Goldmedaillen gesichert. Nur eines fehlt ihm noch: der Sieg bei der Tour de France. Dieses Ziel will er ab 2026 mit Red Bull – BORA – hansgrohe in Angriff nehmen.
Der frühere Profi Lars van den Berg sieht den Transfer als logische Konsequenz: „Es gibt nicht viele Teams, die ihn sich leisten können. Wenn man Pogacar schlagen will, kann man nicht zu UAE gehen, und Visma ist für ihn ebenfalls keine Option. Damit bleiben nur Red Bull und INEOS. Es ist logisch, dass er Red Bull wählt.“
Chancen und Herausforderungen für Red Bull – BORA – hansgrohe
So nachvollziehbar der Schritt für Evenepoel erscheint, so kontrovers ist er aus Sicht seines künftigen Arbeitgebers. Red Bull – BORA – hansgrohe verfügt bereits über Topfahrer wie Primož Roglič und das aufstrebende Talent Emanuel Lipowitz. „Angesichts seines Alters würde ich auf Lipowitz setzen“, gibt van den Berg zu bedenken. „Jetzt investieren sie viel, um Evenepoel zu verpflichten – und es wird immer schwieriger, die Plätze im Team zu verteilen.“
Diese interne Konkurrenz könnte zu taktischen Herausforderungen führen. Wer die Kapitänsrolle bei der Tour übernimmt, wird eine zentrale Frage der kommenden Saison.
Soudal – Quick-Step und das gescheiterte Tour-Projekt
Für Soudal – Quick-Step ist der Abschied ein schmerzhafter Einschnitt. In den vergangenen Jahren hatte das belgische Team erhebliche Ressourcen in den Aufbau einer starken Bergunterstützung für Evenepoel investiert – trotz eines im Vergleich zu den Topteams begrenzten Budgets. Verpflichtungen wie Mikel Landa als Edelhelfer oder Ilan Van Wilder sollten den Traum vom Toursieg realisieren.
Doch trotz dieser Bemühungen blieb der große Coup aus. „Es wurde sofort davon ausgegangen, dass er ein paar Mal die Tour gewinnen würde“, so van den Berg. „Aber Quick-Step hat nicht die Ressourcen wie Visma oder UAE, die Vingegaard und Pogacar mit einer ganzen Armada von Helfern ausstatten können.“
Der Blick nach vorn
Mit dem Wechsel zu Red Bull – BORA – hansgrohe sucht Evenepoel nun ein Umfeld, das seinen Tour-Traum realistischer erscheinen lässt. Für Quick-Step bedeutet dies, einen neuen sportlichen Weg einschlagen zu müssen – möglicherweise ohne einen klaren Grand-Tour-Kapitän.
Evenepoels Entscheidung ist damit nicht nur ein Karriereschritt, sondern auch ein Hinweis darauf, wie sich die Kräfteverhältnisse im Profi-Radsport verschieben. Die Frage ist, ob Red Bull – BORA – hansgrohe das richtige Fundament bieten kann, um den Belgier an die Spitze der Tour zu bringen – oder ob dieser Wechsel am Ende mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet.