„Wir haben eine Serie A und eine Serie B in der WorldTour" - Astana DS weiß, dass die Jagd nach Punkten auch in der neuen Saison nicht enden wird

Radsport
Freitag, 15 August 2025 um 10:00
xdsastanateam
Zu Beginn der Saison 2025 stand das XDS Astana Team vor einer Mammutaufgabe. In der UCI-Dreijahreswertung fehlten rund 5.000 Punkte, um den Platz in der WorldTour für den Zyklus 2026–2028 zu sichern. Die Lage schien fast aussichtslos. Doch das kasachische Team, unterstützt vom chinesischen Fahrradhersteller XDS, schrieb ein kleines Radsportmärchen: Nicht nur gelang der Klassenerhalt, Astana kletterte sogar auf Platz 16 der Weltrangliste.
„Wir wussten, dass es schwierig wird, aber es hieß: drehen oder kleben“, erinnert sich Sportdirektor Alexandr Shefer im Gespräch mit Domestique. „Wir mussten handeln.“

Verstärkung mit System

Der Wendepunkt kam auf dem Transfermarkt. Dank der frischen Sponsorengelder verpflichtete Astana gezielt Fahrer, die nicht unbedingt für die ganz großen Siege, sondern für wertvolle UCI-Punkte sorgen sollten. Ein Schlüsselspieler in dieser Strategie war der ecuadorianische Kletterer Harold Martín López, der auf 2.1- und 2.Pro-Etappenrennen viermal aufs Podium fuhr und 600 Punkte sammelte – ohne sich mit Superstars wie Tadej Pogacar messen zu müssen.
Shefer erklärt die Denkweise dahinter: „Wir haben unsere stärksten Fahrer oft zu kleineren Rennen geschickt. Türkei, Hainan – dort gibt es viele Punkte zu holen, und mit dem Kader, den wir haben, sind die Erfolgsaussichten größer als bei einer WorldTour-Rundfahrt.“

Ein neues Selbstverständnis

Diese Philosophie bedeutete eine radikale Abkehr von früheren Ambitionen. In der Vergangenheit kämpfte Astana um Gesamtsiege bei Grand Tours, gewann Monumente und stand mit Fahrern wie Vincenzo Nibali, Fabio Aru oder Jakob Fuglsang im Rampenlicht. 2025 hingegen war das Ziel bescheidener – aber klar: Punkte sichern, Klassenerhalt schaffen.
„Früher sind wir nie auf Punktejagd gegangen. Aber jetzt müssen wir Platzierungen von mehreren Fahrern sammeln, statt nur auf den Etappensieg zu setzen. Ideal ist das nicht – aber es rettet uns“, so Shefer.

Licht und Schatten bei den großen Rundfahrten

Auch wenn Astana bei den großen Rennen nicht mit den Topteams mithalten konnte, gab es Lichtblicke. Beim Giro d’Italia fuhr das Team offensiv und wurde mit einem Etappensieg durch Christian Scaroni sowie dem Gewinn der Bergwertung durch Lorenzo Fortunato belohnt. Die Tour de France hingegen verlief enttäuschender: „Wir hatten ein solides Team, aber viele Fahrer waren nicht in Topform, und das Niveau war extrem hoch“, gibt Shefer zu.

Alles für die Punkte – und die Zukunft

Heute ist der Verbleib in der WorldTour so gut wie sicher, doch zum Ausruhen bleibt keine Zeit. Ab 2026 beginnt der Kampf um Punkte von Neuem. Shefer sieht darin eine neue Realität für Teams außerhalb der absoluten Elite: „Es gibt in der WorldTour eine Serie A und eine Serie B. Die fünf besten Teams haben die größten Champions – der Rest kämpft ums Überleben.“
Mit der kompromisslosen Punktejagd hat Astana in diesem Jahr bewiesen, dass auch ein Traditionsrennstall taktisch flexibel sein muss, um im modernen Radsport zu bestehen. Ob das Team diesen Schwung in die nächste Saison mitnehmen kann, wird darüber entscheiden, ob 2025 eine Ausnahme bleibt – oder der Beginn einer neuen Ära ist.
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