„Sie haben eine Geschichte, in der sie ihre eigenen Fahrer zerstören" - Sind die belgischen Medien schuld am Zusammenbruch von Remco Evenepoel?

In Belgien ist Radsport mehr als nur Sport – er ist Nationalsache. Doch genau diese Leidenschaft kann sich für die belgischen Fahrer schnell in erdrückenden Druck verwandeln. Der frühere Profi Stef Clement, heute als Experte für NOS im Einsatz, sieht in der übermäßigen Medienaufmerksamkeit einen zentralen Grund für Remco Evenepoels Einbruch bei der Tour de France 2025.

„Remco kann sich nie wirklich ausruhen. Das ganze Land steht das ganze Jahr über hinter ihm – im Guten wie im Schlechten“, so Clement. „Als er mit einem Briefträger zusammenstieß, war gleich das ganze Dorf in Aufruhr.“

Der 24-Jährige gilt seit seiner Jugend als Jahrhunderttalent, doch mit dem frühen Ruhm kam auch die Last der öffentlichen Erwartung. Kaum ein anderer Fahrer steht derart konstant im Fokus wie Evenepoel – jede Bewegung, jede Schwäche wird seziert.

Schon während der Tour rankten sich Gerüchte um einen möglichen Wechsel zu Red Bull – BORA – hansgrohe. Gleichzeitig wurde Soudal – Quick-Step für die verpasste Windkante auf der ersten Etappe kritisiert. Als dann ein Clip viral ging, in dem Evenepoel einen Fan am Teambus zu ignorieren schien, sah er sich genötigt, öffentlich Stellung zu nehmen.

Clement erkennt ein Muster – und warnt:

„Die belgische Presse ist gnadenlos. Sie sind berüchtigt dafür, ihre eigenen Fahrer zu zermürben. Arnaud De Lie leidet darunter, und auch wenn Remco noch immer auf Weltklasse-Niveau fährt – man sieht, wie sehr ihn dieser permanente Druck belastet.“

Für Clement ist das kein neues Phänomen. „Frank Vandenbroucke ist daran zerbrochen, Tom Boonen ebenfalls. Sie alle waren Helden, bevor sie Zielscheiben wurden.“

Ein Sonderfall sei Mathieu van der Poel, so Clement – obwohl er belgische Wurzeln hat, genießt er als Niederländer mehr Freiheiten:

„Mathieu ist eigentlich der glücklichste Belgier – weil er einen niederländischen Pass hat. Er könnte in Belgien leben und arbeiten, aber weil er offiziell Niederländer ist, gönnt man ihm dort mehr Seelenfrieden als den eigenen Stars. Das ist das Beste aus beiden Welten.“