"Radfahren wie früher“ – Hinault will Technik verbannen und spricht über Tour-Favoriten Pogacar & Vingegaard

Radsport
Sonntag, 29 Juni 2025 um 14:16
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Bernard Hinault: 40 Jahre ohne französischen Toursieg – "Keiner fragt mich um Rat“ Bernard Hinault war der letzte Franzose, der die Tour de France gewann – vor mittlerweile 40 Jahren. Auch in dieser Saison bleibt der "Blaireau“ eine der prägenden Stimmen im Radsport. Im Interview mit der Gazzetta dello Sport spricht er über die lange Wartezeit auf einen französischen Toursieg, über notwendige Sicherheitsreformen im Peloton – und über den Vergleich zwischen Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard vor dem Grand Départ.
"Vierzig Jahre – das ist eine lange Zeit. Und ich sehe aktuell niemanden am Horizont, der mit Fahrern wie Pogacar, Vingegaard oder Evenepoel mithalten kann“, sagt der inzwischen 70-Jährige. "Da sind Almeida, Del Toro, ein junger Slowene, der den Giro Next Gen gewonnen hat (Jakob Omrzel, Anm.), aber Frankreich wird wohl noch etwas warten müssen.“
Deutlich wird Hinault auch bei einem anderen Punkt: "Frankreich hatte gute Fahrer, auch Champions – aber keine, die für dreiwöchige Rundfahrten gemacht sind. Was mich enttäuscht: Keiner der jungen Fahrer ist jemals zu mir gekommen, um nach Rat zu fragen. Nicht ein einziger“, so Hinault. „Dabei hätte ich durchaus etwas beizutragen. Zumindest ein wenig Erfahrung weitergeben können.“
2024 ohne französische Gesamtambitionen – Hinault sieht Pogacar deutlich vor Vingegaard
In diesem Jahr wird sich das Warten auf einen französischen Tour-Sieger nicht verkürzen – so viel steht bereits fest. Kein französischer Fahrer hat bisher ernsthafte Ambitionen auf die Gesamtwertung geäußert. Selbst ein Platz in den Top 10 käme überraschend. Fahrer wie Lenny Martínez, Guillaume Martin oder Kévin Vauquelin dürften stattdessen eher auf Etappensiege in den Bergen setzen.
An der Spitze der Favoritenliste stehen erneut Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard – doch für Bernard Hinault ist die Rollenverteilung klar. "Sie sind die eindeutigen Favoriten. Aber wenn man sieht, was Pogacar beim Critérium du Dauphiné gezeigt hat, wird es schwer, ihn zu schlagen. Tadej ist einfach phänomenal.“
Der fünffache Tour-Sieger hält sogar den historischen Grand-Tour-Hattrick für möglich – also Giro, Tour und Vuelta in einem Jahr: "Pogacar könnte das schaffen. Und ich würde nicht ausschließen, dass er es in den kommenden Jahren versucht. Der Kalender erlaubt es. Wenn ich heute noch fahren würde, würde ich es selbst angehen – und ich wüsste, wie man sich darauf vorbereitet.“
Hinault wurde auch zum Thema Sicherheit im Radsport befragt – ein Bereich, der in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, nicht zuletzt wegen der steigenden Zahl an Stürzen, teils mit gravierenden Folgen.
"Ich glaube nicht, dass die Übersetzungen das Problem sind. Wenn es nach mir ginge, würde ich Radcomputer und Funkverbindungen abschaffen“, so der fünfmalige Tour-Sieger – eine Aussage, die sicherlich für Diskussionen sorgen dürfte. "Die Fahrer stürzen heute, weil sie auf ihre Daten schauen und nicht auf die Straße.“
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