„Primoz Roglic ist bei fast jeder Grand Tour abgestürzt“ – Chris Horner warnt vor Führungschaos bei Red Bull – BORA

Remco Evenepoel wird 2026 zu Red Bull – BORA – hansgrohe wechseln. Ein Transfer, der die World Tour erschüttert – und viele Fragen aufwirft. Eine davon beschäftigt Chris Horner besonders: Wie funktioniert das Zusammenspiel mit Primoz Roglic?

„Das größte Problem, das ich sehe, ist: Können Primoz Roglic und Remco Evenepoel miteinander spielen?“ sagte der ehemalige Vuelta-Sieger auf seinem YouTube-Kanal Beyond the Coverage. Für Horner ist die interne Führungsfrage der Schlüssel zum Erfolg – oder zum Scheitern.

„Das ist Problem Nummer eins, Seite eins für Red Bull – BORA – hansgrohe“, betont er. Dabei verweist Horner auf die Vuelta a España 2023, als sich Roglic und Vingegaard gegen Teamkollege Sepp Kuss stemmten. „Damals hat Jonas attackiert, Primoz ist mitgegangen – und schon war das Chaos perfekt.“

Während Horner Evenepoels Integrationsfähigkeit lobt, sieht er Roglic als potenzielle Sollbruchstelle. „Remco hat immer wieder bewiesen, dass er für seine Teamkollegen fährt, an der Front arbeitet, Verantwortung übernimmt. Ich habe bei ihm keine Fragezeichen“, sagt der Amerikaner. Anders bei Roglic: „Primoz ist bei fast jeder Grand Tour der jüngeren Vergangenheit gestürzt. Und es bleibt die Frage: Kann er mit Remco gut zusammenspielen?“

Horners Appell ist klar: „Wenn ich Sportdirektor wäre, würde ich beide bei denselben Rennen starten lassen. Nicht aufteilen. Nicht zwei Programme – sondern gemeinsam gewinnen lernen.“ Nur so könne ein echtes Superteam entstehen.

Horner kritisiert auch die sportliche Leitung von Red Bull – BORA – hansgrohe – insbesondere mit Blick auf die Tour de France 2025. Dort sei Roglic seinem Teamkollegen Florian Lipowitz nicht zur Seite gestanden, obwohl dieser auf dem Podium lag und das Weiße Trikot trug. „Hat Primoz sich zurückfallen lassen, um Lipowitz zu helfen? Nein. Stattdessen hat er am Fuß des Anstiegs eine Gruppe gebildet – als ob nichts wäre.“

Die Folge: Kein echter Teamgedanke, keine Struktur, keine Ergebnisse. „So gewinnt man keine Grand Tours“, so Horner. „Und das liegt nicht nur an den Fahrern. Auch der Sportdirektor hat es versäumt, klare Rollen zu definieren.“

Auch die Rennplanung stellt Horner infrage. Nach einem Sturz bei Lüttich-Bastogne-Lüttich sei Evenepoel „übermüdet und angeschlagen“ gewesen. „Aber statt ihn zwei Wochen ausruhen zu lassen, schickt man ihn zur Tour de Romandie“, ärgert sich der Ex-Profi. „Das war unnötig – und falsch.“

Bei Roglic wiederum sei die Sturzhistorie inzwischen bedenklich. „Beim Giro war er viermal am Boden. Und bei der Tour fährt er ständig hinten im Feld. So etwas ist keine Siegesformel“, warnt Horner. Eine Führungsrolle sei unter diesen Voraussetzungen schwer zu rechtfertigen.

Ein Hoffnungsträger im künftigen Gefüge ist laut Horner Matteo Cattaneo. Der Italiener war bei Quick-Step Remcos wichtigster Edelhelfer. „Er bringt Remco durch das Feld, hält ihn in Sicherheit – das ist Gold wert.“ Sollte Cattaneo tatsächlich mitwechseln, wäre das ein entscheidender Mosaikstein. „Nicht nur für Remco. Auch Roglic würde davon profitieren“, so Horner.

Chris Horners Analyse ist deutlich: Red Bull – BORA – hansgrohe hat das Potenzial, ein echtes Superteam zu werden. Doch dafür müsse das interne Gefüge funktionieren. „Wenn ich Remco verpflichte, muss der erste Schritt sein: Können sie nett spielen?“

Sein Vorschlag: Keine klare Nummer eins, kein Ego-Trip. Stattdessen eine Doppelspitze, die zusammen funktioniert – auf Augenhöhe. „Wenn die beiden das hinkriegen, können sie sogar Pogacar herausfordern“, sagt Horner. „Und vielleicht den Funken im slowenischen Superstar wieder entfachen – falls er bei der Tour 2025 wirklich eingeschlafen ist.“