Nach einem bärenstarken Frühjahr zählt
Matteo Jorgenson zu den wertvollsten Helfern im Team
Visma - Lease a Bike. Der 24-jährige Amerikaner kehrt bei seiner dritten
Tour de France mit klarer Rolle zurück – aber mit wachsendem Einfluss. In Lille sprach er im Rahmen einer Pressekonferenz gegenüber RadsportAktuell über seine Form, seine Zukunft im Gesamtklassement und die Stärken des Teams im Vergleich zur Übermacht UAE.
Frage: Matteo, Ihre Aufgabe bei der Tour ist vor allem der Positionsaufbau für Jonas Vingegaard. Haben Sie selbst Ambitionen in der Gesamtwertung?
Jorgenson: Das Hauptziel ist ganz klar, Jonas zu helfen. Wenn ich dabei selbst gut in der Gesamtwertung abschneide – umso besser. Aber ich bin hier, um Jonas zum Sieg zu bringen.
„Jede Grand Tour ist eine Lernchance“
Frage: Sie haben gerade langfristig bei Visma verlängert. Ist das hier für Sie auch ein Lernprozess für eine mögliche GC-Rolle in der Zukunft?
Jorgenson: Absolut. Jede Grand Tour ist eine Lernchance, und gerade mit Jonas kann ich extrem viel mitnehmen. Eine Rundfahrt ohne den Druck zu fahren, den Jonas hat, hilft mir enorm – und natürlich habe ich im Hinterkopf, dass ich irgendwann auch selbst um einen Grand-Tour-Sieg fahren will.
Frage: Ist es schwierig, gleichzeitig im GC zu bleiben und Jonas zu unterstützen?
Jorgenson: Es ist auf jeden Fall einfacher, als selbst Kapitän zu sein. Ich habe weniger Erwartungen von außen und kann mich ganz auf meine Aufgabe konzentrieren. Wenn mein Job erledigt ist, fahre ich einfach so schnell wie möglich ins Ziel – das ist ziemlich klar.
Frage: Jonas sagt, er sei in der besten Form seines Lebens. Wie sieht’s bei Ihnen aus?
Jorgenson: Ehrlich gesagt: Ich glaube das auch von mir. (lacht) Es ist schwer zu beurteilen, bis das Rennen losgeht – aber bei der Dauphiné habe ich mich deutlich besser gefühlt als letztes Jahr. Das Feld war dieses Mal auch stärker. Insgesamt würde ich sagen: ja, ich bin in Topform.
Frage: Wo liegen die Stärken eures Teams gegenüber UAE Team Emirates?
Jorgenson: Ich denke, wir haben ein sehr ausgewogenes Team – mit starker Klassiker-DNA und genug Kletterfähigkeiten. Der Schlüssel zu dieser Tour wird sein, die ersten zehn Tage unbeschadet zu überstehen. Diese Etappen fühlen sich fast wie Eintagesrennen an. Da haben wir echte Vorteile. Sobald es in die Berge geht, wird das Rennen etwas klarer – aber das Fundament legen wir vorher.
Frage: Visma ist bekannt dafür, Bergetappen aktiv zu gestalten. Könnte es problematisch sein, dass ihr im Vergleich zu UAE weniger reine Bergfahrer habt?
Jorgenson: Ich sehe das nicht als Nachteil. Wir haben mit Sepp, Simon, Jonas und mir immer noch vier starke Kletterer. Damit können wir in den Bergen auf jeden Fall das Rennen kontrollieren und Akzente setzen.