„Pogacar verwandelte sich in einen Menschen“ – Thijs Zonneveld über den ersten echten Tour-Showdown

Radsport
durch Nic Gayer
Mittwoch, 09 Juli 2025 um 14:00
TadejPogacar_JonasVingegaard (2)
Die vierte Etappe der Tour de France brachte das erste große Kräftemessen der Favoriten – und was für eins! Zwar ließ der Parcours noch keinen langen Anstieg zu, doch das hinderte die Topstars nicht daran, ein echtes Spektakel abzuliefern. Im Finale auf den giftigen Rampen von Saint-Hilaire entbrannte der erste echte Zweikampf zwischen Titelverteidiger Jonas Vingegaard und Weltmeister Tadej Pogacar – mit einem überraschenden Ausgang.
„Ich weiß nicht, wann es das letzte Mal war, dass Pogacar sich hinsetzen und jemanden zurückkommen lassen musste. Niemals bei einem so kurzen, explosiven Anstieg“, analysierte der niederländische Journalist Thijs Zonneveld im In de Waaier-Podcast. „Normalerweise geht er weg – und dann sieht man ihn nicht mehr.“

"Es besteht die Chance, dass wir eine richtige Tour bekommen"

Doch diesmal war alles anders: Pogacar setzte kurz vor dem Gipfel zum Angriff an, der wie eine Demonstration wirkte. Doch Vingegaard konterte stark. Der Däne wirkte zunächst am Limit, schloss aber im letzten Moment wieder ans Hinterrad des Slowenen auf. Die beiden fuhren das Finale in Rouen gemeinsam zu Ende – ein technisches Finish, in dem niemand mehr Zeit gutmachen konnte.
Zuvor hatten bereits João Almeida und Jhonatan Narváez mit einem entschlossenen Angriff für Unruhe gesorgt. Doch am Ende des 800 Meter kurzen, aber mit bis zu 18 Prozent extrem steilen Anstiegs diktierte das Duo Pogacar-Vingegaard das Tempo.
Zonneveld sieht in der Szene einen Wendepunkt: „Es besteht die Chance, dass wir eine richtige Tour bekommen. Vingegaard sah, dass auch er sich hinsetzen musste. In diesem Moment verwandelte sich Pogacar vom unantastbaren Roboter, einem Alien, der eigentlich zu gut für alle ist, in einen Menschen. Ein Mensch, der auch seine Grenzen kennt.“
Auch wenn Pogacar durch Bonussekunden erneut Zeit gutmachen konnte – im direkten Duell auf der Straße blieb Vingegaard unangetastet. Für Visma - Lease a Bike ist das ein klares Signal: Ihr Kapitän ist nach überstandener Verletzung bereit für den Kampf um Gelb.
Weniger überzeugend präsentierte sich Remco Evenepoel. Der Belgier verlor erneut ein paar Sekunden – und wirkte fahrtechnisch nicht immer auf der Höhe. „Er verliert heute an Ecken und Positionierung. In seinem Angriff hat er einfach zwei schlechte Ecken ausgeführt, so dass sie ihn leicht erwischen konnten“, kritisierte Zonneveld.
Der Showdown von Saint-Hilaire hat das Rennen geöffnet. Pogacar bleibt vorne – aber die Konkurrenz hat sich eindrucksvoll zurückgemeldet.
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