Nicolas Prodhomme hat die 19. Etappe des Giro d’Italia 2025 an einem extrem anspruchsvollen Klettertag mit einem herausragenden Angriff gewonnen. Er schlug dabei sogar die Hauptakteure der Gesamtwertung, während
Richard Carapaz und
Isaac Del Toro weiteren Abstand auf Simon Yates herausfahren konnten.
Die Etappe 19 begann praktisch sofort mit voller Action, als Wout van Aert am Fuße des Croce Serra die erste Attacke lancierte. Damit war der Ton für einen chaotischen und aggressiven Tag in den Bergen gesetzt. Schließlich formierte sich eine Ausreißergruppe mit über 30 Fahrern, darunter prominente Namen wie Carlos Verona, Louis Meintjes, Romain Bardet, Antonio Tiberi und Pello Bilbao.
Das anspruchsvolle Terrain des Tages ließ dem Peloton keine Verschnaufpause, und bereits an den Hängen des Col Tzecore begann es auseinanderzubrechen. Mehrere Fahrer, darunter Tom Pidcock, Max Poole und Thymen Arensman, mussten abreißen lassen, während UAE und EF Education–EasyPost das Tempo im Hauptfeld rücksichtslos hochhielten. Als das Rennen den Col Saint-Pantaléon erreichte, hatte sich der Vorsprung der Spitzengruppe auf über drei Minuten erhöht – trotz zahlreicher Umgruppierungen innerhalb der Ausreißer.
Scaroni holte sich die Bergwertungspunkte auf dem Tzecore und setzte damit Astanas unerbittliches Streben nach dem blauen Trikot fort. Knapp 60 Kilometer vor dem Ziel war die Spitzengruppe auf zehn Fahrer geschrumpft. Schließlich setzten sich Antonio Tiberi, Nicolas Prodhomme und Carlos Verona gemeinsam ab und erarbeiteten sich einen Vorsprung von 30 Sekunden auf vier Verfolger, während sie durch die Red Bull-Kilometermarke sprinteten.
Im Hauptfeld waren zu diesem Zeitpunkt nur noch etwa 20 Fahrer übrig, mit Visma und UAE, die abwechselnd das Tempo bestimmten. Richard Carapaz war auf sich allein gestellt, ohne Teamkollegen an seiner Seite, während der junge Red Bull – BORA – hansgrohe-Fahrer Georg Steinhauser zwischen den Gruppen im Niemandsland festhing.
Weniger als 30 Kilometer vor dem Ziel wurde Antonio Tiberi aus der Spitzengruppe abgehängt – übrig blieben nur noch Carlos Verona und Nicolas Prodhomme an der Spitze. Doch dann setzte Prodhomme zur Attacke an. Der Vorsprung auf das Peloton betrug zu diesem Zeitpunkt nur noch eine Minute – ein kleines Wunder musste her, sollte er seinen Coup ins Ziel bringen. Für eine Überraschung sorgte Adam Yates, der einen schlechten Tag erwischte und nicht mehr in der Lage war, seinen Teamkollegen Isaac Del Toro zu unterstützen.
21 Kilometer vor dem Ziel eröffneten die Klassementfahrer schließlich das Feuer. Richard Carapaz war der Erste, der attackierte, gefolgt von Simon Yates und Isaac Del Toro – Derek Gee war ebenfalls in der Nähe. Doch es schien eher ein Probelauf zu sein, denn wenig später war Rafal Majka wieder an der Spitze des Pelotons und übernahm wie gewohnt die Kontrolle.
Bei noch 12,6 Kilometern lag Prodhomme 1:24 Minuten in Führung – reichte das? Die Antwort schien „Ja“ zu lauten, denn 8 Kilometer vor dem Ziel hatte er seinen Vorsprung sogar auf 1:39 Minuten ausgebaut. Immer deutlicher zeigte sich, dass die Erschöpfung im Feld ihren Tribut forderte – die meisten Klassementfahrer wirkten mehr darauf bedacht, keinen Rückstand zu kassieren, als offensiv Zeit gutzumachen.
Dann, 6,7 Kilometer vor dem Ziel, attackierte Richard Carapaz erneut – doch wieder saß Isaac Del Toro direkt an seinem Hinterrad. Und wo war Simon Yates? Es sah ganz danach aus, als müsse er seinen Traum vom Rosa Trikot begraben, denn statt auf Carapaz’ Angriff zu reagieren, folgte er einer Attacke von Derek Gee, der seinerseits das Podium im Visier hatte. Carapaz drückte weiter aufs Tempo, und der Abstand zur Yates-Gruppe wuchs auf 30 Sekunden. Doch Del Toro, wie schon die gesamte Rundfahrt über, wirkte ruhig, geschmeidig und völlig kontrolliert auf dem Rad – fast gespenstisch erinnernd an einen anderen UAE-Fahrer im Rosa Trikot vor genau einem Jahr…
Am Ende war Nicolas Prodhomme nicht mehr aufzuhalten. Er sicherte sich den Etappensieg, während der Kampf ums Gesamtklassement erst morgen entschieden wird. Doch eines steht fest: Isaac Del Toro hat das Rosa Trikot weiterhin fest im Griff.