„Man spürt eine Resignation im Peloton“ – Wie Tadej Pogacars Dominanz 2025 den Radsport verändert

Radsport
Donnerstag, 16 Oktober 2025 um 15:00
pogacar
Tadej Pogacars historische Saison 2025 hat den Männer-Radsport in eine Phase kollektiver Verzweiflung gestürzt – zumindest sehen das die Het Nieuwsblad-Analysten Guy Van den Langenbergh und Jan-Pieter De Vlieger so. Die beiden Belgier sind überzeugt, dass die gnadenlose Überlegenheit des Slowenen den Wettbewerb an der Spitze mehr und mehr erstickt.
Im Café Koers-Podcast beschrieb Van den Langenbergh ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit, das sich im Peloton ausbreitet. Schon vor dem letzten Monument des Jahres, Il Lombardia, hätten viele Fahrer die Niederlage praktisch akzeptiert.
„Man spürt, dass sich im Peloton eine Art Resignation breitmacht“, sagte er. „Wenn man die Fahrer im Vorfeld fragt, wie sie das Rennen angehen wollen – also, was ihr Plan ist, um Pogacar zu schlagen –, lachen sie nur oder zucken mit den Schultern. Alle scheinen sich mit seiner Dominanz abgefunden zu haben.“

Eine Saison der Übermacht

Tatsächlich ist Pogacar 2025 auf einem anderen Level gefahren als der Rest des Feldes. Der Leader des UAE Team Emirates – XRG gewann drei Monumente – Flandern, Lüttich-Bastogne-Lüttich und Il Lombardia – und sicherte sich dazu seinen vierten Tour-de-France-Titel. Damit festigte er endgültig seinen Status als prägendster Fahrer seiner Generation.
Pogacars Mischung aus taktischer Intelligenz, unerschütterlicher Konstanz und explosiver Stärke hat selbst die besten Teams machtlos gemacht. Was früher als kühne Attacken galt, ist heute fast Routine geworden – ein kalkuliertes Schauspiel der Dominanz.

„Sogar bei Team Visma | Lease a Bike“

Van den Langenbergh betonte, dass dieses Gefühl der Ausweglosigkeit längst nicht mehr nur kleinere Teams betrifft. Selbst Team Visma | Lease a Bike, das sich 2025 als neues Maß aller Dinge positionieren wollte, fand keine Antwort.
„Es sind nicht nur die kleineren Teams“, erklärte er. „Sogar bei Team Visma | Lease a Bike kann man das sehen. Es ist nicht so, dass sie einen Plan hätten, um irgendetwas vorwegzunehmen. Zu sagen, dass sie zur Schlachtbank geführt werden, wäre vielleicht übertrieben – aber man hat das Gefühl, dass jeder weiß, dass es unmöglich ist, Pogacar zu schlagen.“
Für das niederländische Team, das einst die Maßstäbe der Teamdominanz gesetzt hatte, war 2025 ernüchternd. Zwar gewann Jonas Vingegaard die Vuelta a España, doch in der Weltrangliste liegt Visma deutlich hinter Pogacars übermächtigem UAE-Block, der mit seiner kollektiven Kontrolle und taktischen Präzision neue Standards gesetzt hat.

Ein Sport sucht nach Antworten

Die Worte von Van den Langenbergh und De Vlieger spiegeln eine wachsende Sorge wider: Dass Pogacars Regentschaft – so faszinierend sie sportlich ist – die Spannung des Wettbewerbs zu ersticken droht.
Was früher die Frage war, wie Pogacar gewinnen würde, ist inzwischen nur noch die Frage, wann. Seine Gegner haben kaum Werkzeuge, um ihn ernsthaft zu gefährden. Egal ob Frühjahrsklassiker, einwöchige Rundfahrt oder Grand Tour – Pogacar dominiert alles, was er anfasst.
Für viele im Peloton ist seine Überlegenheit längst mehr als nur ein taktisches Problem. Sie ist zu einer unvermeidlichen Realität geworden – einer, die man nicht besiegt, sondern nur erträgt.
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