„Beim Radfahren geht es nicht nur um Daten“ – Tosh van der Sande beendet nach 14 Jahren seine Karriere

Radsport
Donnerstag, 16 Oktober 2025 um 15:30
Tosh van der Sande
Nach 14 Jahren im Profi-Peloton hat Tosh van der Sande seinen Rücktritt vom aktiven Radsport bekannt gegeben. Damit endet eine lange, loyale und im Stillen bewunderte Karriere – geprägt von Teamgeist, Verlässlichkeit und einer Leidenschaft, die über Zahlen und Ergebnisse hinausging.
Der 34-jährige Belgier bestätigte die Nachricht am Donnerstag in einem emotionalen Instagram-Post. Er blickte auf eine Laufbahn zurück, die 2012 bei Lotto-Belisol begann und beim Team Visma | Lease a Bike endete, wo er in den vergangenen drei Jahren als erfahrener Straßenkapitän und stiller Anführer glänzte.
„Die letzten Jahre waren nicht einfach – weder körperlich noch mental – aber ich habe alles gegeben, um die Freude und Leidenschaft wiederzufinden, die mich einst in diesen Sport verliebt haben. Und das habe ich geschafft“, schrieb Van der Sande. „Aber jetzt hat mein Körper mir klar gemacht, dass es Zeit ist, aufzuhören.“
Er fügte hinzu: „Ich kann nur mit großem Stolz auf 14 unvergessliche Jahre zurückblicken. Ich bin gegen und neben die besten Fahrer der Welt gefahren, habe meinen Traum gelebt und bin dankbar für jeden Moment davon.“

„Merci mateke“ – Ehrungen aus dem gesamten Peloton

Nur wenige Minuten nach seinem Abschiedspost füllte sich der Kommentarbereich mit warmen Worten und Anerkennung aus der gesamten Radsportwelt. Wout van Aert war einer der ersten, der reagierte: „Danke, Kumpel.“ Remco Evenepoel schrieb: „Glückwunsch zu deiner Karriere, Tosj.“
Auch Dylan van Baarle, Greg van Avermaet, Olav Kooij und Tim Wellens meldeten sich. Van Baarle kommentierte: „Danke, Kumpel! Du kannst stolz auf eine großartige Karriere sein – es war ein Vergnügen, mit dir zu fahren.“ Van Avermaet nannte sie „eine wunderbare Karriere – hör nie auf zu glauben“. Kooij dankte ihm „für alles – etwas, worauf du stolz sein kannst, Kumpel.“
Van der Sandes langjähriger Freund Tim Wellens, mit dem er viele Jahre bei Lotto verbrachte, brachte es schließlich auf den Punkt: „Aus den Augen, aber niemals aus dem Herzen.“

Vom Lüttich-Sieger zum Straßenkapitän

Van der Sandes Karriere war weniger von großen Triumphen geprägt als von Beständigkeit, Loyalität und stiller Stärke. Der frühere Leichtathletik- und U23-Star gewann 2011 Lüttich–Bastogne–Lüttich U23 und wurde im Jahr darauf Profi bei Lotto-Belisol, wo er ein Jahrzehnt lang eine feste Größe blieb.
Er etablierte sich als schneller Finisher und verlässlicher Arbeiter: Zweiter bei Paris–Tours (2015), Zweiter beim GP Impanis–Van Petegem (2014) und mehrfacher Podestfahrer bei der Tour de l’Ain und Tour de Wallonie, wo er zweimal Gesamtzweiter wurde.
2022 wechselte er zu Jumbo-Visma (heute Visma | Lease a Bike) und fügte sich dort nahtlos in den Klassiker- und Sprintzug des Teams ein. Mit seiner Erfahrung half er, junge Fahrer wie Olav Kooij zu formen, und blieb bis zuletzt eine verlässliche, ruhige Stimme im hektischen Peloton.

„Lebt für euren Sport, aber vergesst nicht, darüber hinaus zu leben“

Zum Abschied richtete Van der Sande einen eindringlichen Appell an die nächste Generation: „Lebt für euren Sport, aber vergesst nicht, darüber hinaus zu leben. Verliert euch nicht in den Zahlen, der Wattzahl oder dem Fahrradcomputer. Beim Radfahren geht es nicht nur um Daten, sondern um Instinkt, Mut und die Liebe zum Fahren.“
Diese Worte fassen den Geist seiner Karriere perfekt zusammen – eine Laufbahn, die nicht von Algorithmen, sondern von Leidenschaft, Einsatz und Menschlichkeit geprägt war.
Während Team Visma | Lease a Bike weiter auf Erfolgskurs bleibt, markiert Van der Sandes Abschied das Ende einer Ära. Er war einer jener stillen Helden, deren Wert sich nicht in Siegen misst, sondern in Vertrauen, Teamarbeit und Respekt.
„Wir sehen uns auf dem Weg“, schrieb er zum Abschied – ein Satz, der wie er selbst bescheiden, ehrlich und voller Herz ist.
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