Im The Move-Podcast von
Lance Armstrong hat
Johan Bruyneel die dramatischen Szenen der 14. Etappe des Giro d’Italia 2025 unter die Lupe genommen. Der Belgier, selbst früher Profi und später erfolgreicher Sportdirektor, sieht vor allem zwei Stürze als prägende Momente der bisherigen Rundfahrt.
„Das Wichtigste an dieser Etappe war, dass sich ein weiterer Sturz stark auf das Gesamtklassement ausgewirkt hat“, erklärte Bruyneel. „Wenn man sich die Gesamtwertung anschaut, gibt es zwei große Stürze, die sich auf die meisten Gewinne und Verluste in der Gesamtwertung ausgewirkt haben – fast alles kommt von der Sterrato-Etappe und der Etappe am Samstag.“
Besonders beeindruckt zeigt sich Bruyneel vom Auftreten des jungen
Isaac Del Toro: „Obwohl er noch sehr jung ist, fährt er wie ein erfahrener Experte. Er ist immer da, wo er sein muss – in guter Position, wachsam, stabil.“
Pech für Roglic, Ayuso & Co. – Glück für Del Toro
Der Sturz am Samstag traf viele Top-Fahrer – und veränderte die Ausgangslage im Klassement erheblich. Del Toro und Richard Carapaz gingen zwar ebenfalls zu Boden, konnten aber sofort weiterfahren.
Primoz Roglic und Egan Bernal hingegen wurden durch das Chaos aufgehalten – und standen plötzlich ohne Rad da. Gleich sieben der acht Lidl-Trek-Fahrer stürzten, nur Carlos Verona blieb verschont.
„Es passierte an der Spitze“, so Bruyneel. „Solche Straßen mit flachem Kopfsteinpflaster und Regen sind das Schlimmste. Es ist wie Schlittschuhlaufen. Ich finde, richtiges, rundes Kopfsteinpflaster ist besser – da wissen die Fahrer, dass sie langsam machen müssen. Diese flachen Pflasterstraßen sehen aus wie normaler Asphalt, aber sie sind extrem rutschig.“
Konter auf Van Aert: „Es war eine Frage des Glücks“
Deutliche Worte findet Bruyneel auch für
Wout van Aert, der anderen Teams vorwarf, den Sturz mitzuverantworten. „Ich habe Äußerungen von Van Aert gesehen, in denen er andere Teams kritisiert hat“, sagt Bruyneel. „Aber das ist leicht zu sagen, wenn man selbst vorne fährt und das Tempo bestimmt.“
Für Bruyneel steht fest: Die Favoriten mussten vorne fahren – die Positionskämpfe seien unvermeidlich gewesen. „Es war eine Frage des Glücks. Del Toro, Carapaz und Simon Yates waren vorne. Bernal, Roglic, Ayuso und Tiberi verloren Zeit – Tiberi sogar besonders viel. Den kann man im Gesamtklassement eigentlich schon abschreiben.“
UAE setzt auf Del Toro
Obwohl Ayuso Zeit verlor, sieht Bruyneel keinen Grund zur Panik beim Team UAE. „Ich glaube nicht, dass es ein schlechter Tag für UAE war“, meint er. „Es gab drei Gruppen: eine mit Del Toro, eine mit Ayuso und eine mit einigen anderen UAE-Fahrern. Als diese sich mit Ayuso vereinten, zogen sie nicht – ein klares Zeichen, dass das Team volles Vertrauen in Del Toro hat.“
Ayuso bleibt trotz des Rückschlags auf Augenhöhe mit Roglic – doch das Momentum scheint sich zu verschieben. Und der Mann im Mittelpunkt: ein 21-Jähriger, der fährt, als hätte er bereits drei Grand Tours in den Beinen.