Doping – dieses Wort ist und bleibt ein Schatten, der über dem Radsport liegt. Auch Jahrzehnte nach den größten Skandalen der Geschichte ist das Vertrauen in außergewöhnliche Leistungen fragil. Und je spektakulärer die Auftritte, desto lauter werden die kritischen Stimmen. So steht auch das UAE Team Emirates – insbesondere durch die Erfolge von
Tadej Pogacar – regelmäßig im Fokus. Doch Mannschaftsarzt und Performance-Experte Jeroen Swart zeigt sich im Gespräch mit
Bicycling überzeugt: Die WorldTour habe sich fundamental verändert.
„Auf jeden Fall“, antwortet Swart auf die Frage, ob es im Spitzensport eine Abkehr von verbotenen Methoden gegeben habe. „Das Problem ist, dass man nie etwas Negatives beweisen kann. Aber wenn man mit den Fahrern und dem Personal zusammenarbeitet, hat sich das ganze Ethos komplett verändert. Ich habe in den sieben Jahren, in denen ich bei der WorldTour bin, nichts gesehen, was mich stutzig gemacht hätte.“
„Die Kultur hat sich komplett verändert“
Dass das UAE-Team mit Vorbehalten zu kämpfen hat, liegt auch an seiner Vergangenheit: Als Nachfolger des Lampre-Teams trägt es historische Altlasten, und mit Sportdirektor Mauro Gianetti steht eine Figur im Zentrum, die bereits mit Dopingkontroversen in Verbindung gebracht wurde. Swart weiß um die schwierige Außenwahrnehmung – und geht dennoch klar auf Distanz zu Spekulationen.
„Ich würde meinen Ruf nicht riskieren, nur um Rennen zu gewinnen“, stellt der Südafrikaner deutlich klar. „Mein Ruf ist alles für mich – ich wäre nicht zum Team gekommen, wenn ich nicht denken würde, dass sich die Kultur komplett verändert hat.“ Die heutige Leistungsdichte sei nicht das Ergebnis von verbotenen Substanzen, sondern von gezieltem Training, moderner Sportwissenschaft, durchdachter Ernährung und datenbasiertem Arbeiten auf höchstem Niveau.
Dennoch verschließt Swart nicht die Augen vor der Realität: „Ich kann nicht für andere Teams sprechen. Und ich bin sicher, dass es Betrug gibt. Es liegt in der Natur des Menschen, dass es immer wieder zu Betrug kommt, wenn man Erfolg haben will und es einen großen Gewinn gibt.“ Aber im Vergleich zur Vergangenheit habe sich laut Swart „kulturell ein massiver Wandel“ vollzogen.
Die dunklen Jahre mit systematischem Doping in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren sind für Swart und sein Umfeld kein Thema mehr. „Wir ignorieren diese Ära. Die meisten von ihnen sprechen nicht wirklich darüber. Gelegentlich gibt es ein paar Witze darüber, aber das ist nichts, was wir aktiv diskutieren. Wir akzeptieren einfach, dass sich die Kultur verändert hat und dass es sich um eine neue Ära des Rennsports handelt.“