Die Karriere von
Lennard Kämna hat 2024 eine scharfe Wendung genommen, als er beim Training
von einem Auto angefahren wurde. Die Verletzungen waren schwer, die Laufbahn des 29-Jährigen stand lange auf der Kippe. Zum Glück
glaubte Lidl-Trek an seine vollständige Genesung und bot Kämna den Neustart bei der deutsch-amerikanischen Mannschaft an.
Zwischen 2020 und 2023 gewann Kämna in jeder der drei Grand Tours eine Etappe (Tour 2020, Giro 2022, Vuelta 2023) und bewies seine Klasse in den härtesten Bergetappen. Vor der Komplettierung der Sammlung wagte der deutsche Kletterer auch einen Anlauf im Gesamtklassement und beendete den Giro d’Italia 2023 als Neunter.
Auch wenn bei BORA – seiner damaligen Mannschaft – die Gesamtklassement-Ambitionen nach den Verpflichtungen von Primoz Roglic und Daniel Felipe Martínez 2024 schneller wuchsen als Kämnas Leistungen, durfte der Deutsche noch auf ein mögliches Top-5-Ergebnis in der Zukunft hoffen. Bis das Unglück passierte. Ein ganzes Jahr lag zwischen seinem letzten Start bei Tirreno–Adriatico Anfang März 2024 und dem Comeback bei der Volta a Catalunya Ende März 2025.
Seither ist er im Trikot von
Lidl-Trek ins Renngeschehen zurückgekehrt und hat in dieser Saison 47 Renntage absolviert. Besonders der Sommer lief für Kämna erfolgreich mit Gesamtrang sechs bei der Tour de Suisse und zwei Wochen später auch bei der Tour of Austria (2.1). Die Vuelta a Espana stand anschließend auf dem Plan, doch eine Covid-Infektion durchkreuzte diese Pläne.
Es folgten zwei Monate Rennpause und ein bescheidener Jahresausklang mit blassen Auftritten in Großbritannien, Luxemburg und schließlich bei den European Championships in Ardèche. Der Blick richtete sich da bereits auf 2026. Denn Kämna hatte sich selbst bewiesen, dass es möglich ist – wieder mit den Besten zu fahren.
In seinen Aussagen gab er sich bei den Zielen jedoch deutlich bescheidener. „Für mich wäre es ein großer Erfolg, wenn ich hier und da ein paar gute Ergebnisse erzielen könnte“, sagte er in einem Interview mit
SID. „Aber wenn ich insgesamt eine gute, konstante Saison habe, wäre das für mich ebenfalls ein echter Erfolg.“
Der Rennblock rund um Juni/Juli gab dem Deutschen die erhoffte Bestätigung, wieder an frühere Stärke anknüpfen zu können. „Ich bin tatsächlich sehr zufrieden, dass ich es zur Jahresmitte geschafft habe, an die Topform anzuknüpfen und zu zeigen, dass ich so stark bin wie zuvor.“
Lennard Kämna gewinnt die 9. Etappe der Vuelta a Espana 2023
Rückkehr zur Tour
Mit Blick auf die Zukunft scheint das Gesamtklassement bei Grand Tours für Kämna kein vorrangiges Ziel mehr zu sein. Stattdessen will er seinen offensiven Fahrstil wiederbeleben. Und vielleicht erneut eine Grand-Tour-Etappe gewinnen. „Ich möchte unbedingt wieder ein Rennen gewinnen und bei der
Tour de France am Start stehen.“
Zumal Lidl-Trek mit Juan Ayuso und Mattias Skjelmose über deutlich aussichtsreichere GC-Perspektiven verfügt. Und dann sind da noch die Gerüchte um die Verpflichtung von Derek Gee. Mit Jonathan Milan, Mads Pedersen oder Giulio Ciccone, die bei Grand Tours auf Etappensiege aus sind, wird es für Kämna nicht leicht, sich in dieser internen Konkurrenz zu behaupten.