Mattia Cattaneo ist keiner, der im Rampenlicht steht. Doch seine Beständigkeit und Vielseitigkeit haben ihm den Ruf eines der verlässlichsten Helfer im Peloton eingebracht. Vor den Weltmeisterschaften in Kigali
sprach der 34-jährige Italiener mit Bici.Pro über seinen Wechsel von Soudal – Quick-Step zu Red Bull – BORA – hansgrohe und seine Rolle als Mentor für Remco Evenepoel und
Giulio Pellizzari.
„Ich hoffe, dass ich ein Bezugspunkt für Giulio sein kann“, erklärte Cattaneo. „Er ist ein sehr ehrgeiziger Fahrer, und das zu Recht, wenn man bedenkt, was er schon gezeigt hat. Aber am Ende des Tages muss er Giulio Pellizzari sein, nicht Mattia Cattaneo oder irgendjemand anders. Meinen Führern sage ich immer ehrlich meine Meinung – und dann entscheiden sie, was sie hören wollen und wie sie meine Ratschläge umsetzen.“
Zwischen Mentor und Edelhelfer
Genau diese Mischung aus Bescheidenheit und Autorität macht ihn für Red Bull – BORA – hansgrohe wertvoll. Pellizzari gilt mit 21 Jahren als eine der größten italienischen Hoffnungen für künftige Grand Tours, während Evenepoel mit olympischem Gold und wachsenden Erwartungen ins deutsche Team kommt. Für beide könnte Cattaneo in kritischen Rennmomenten die ruhige Stimme der Erfahrung sein.
Dabei betont der Italiener, dass sein Transfer nicht ausschließlich an Evenepoels Wechsel geknüpft war – auch wenn dessen Ankunft den Ausschlag gab. „Ehrlich gesagt hatte ich schon vorher Kontakte. Aber Remcos Wechsel hat die Gespräche beschleunigt. Wir haben über die Jahre eine großartige Beziehung aufgebaut, und er hat mir in einigen der wichtigsten Situationen vertraut.“
Vielseitigkeit als Markenzeichen
Cattaneos Wert liegt vor allem in seiner Flexibilität. „Ich bin einer der wenigen Fahrer, die sowohl in einem Sprintzug helfen als auch in den Bergen beim Führenden bleiben können“, erklärte er. „Im Zeitfahren bin ich kein Champion, aber immer unter den Besseren. Diese Beständigkeit hat mir immer erlaubt, die Leader optimal zu unterstützen.“
Seine Zuverlässigkeit war bei Quick-Step ein Anker – und soll es nun auch im neuen Umfeld sein. Evenepoel vertraute ihm regelmäßig, trotz seines Images als eigenwilliges Ausnahmetalent.
WM-Ziele und ein neues Kapitel
Bevor er sich ganz auf Red Bull – BORA – hansgrohe konzentriert, trägt Cattaneo noch einmal die italienischen Farben bei den Weltmeisterschaften in Ruanda. Er wird im Einzelzeitfahren, in der Mixed-Staffel und im Straßenrennen antreten. „Das Podium wird schwer zu erreichen sein“, gab er zu. „Aber wenn ich zwischen Platz sieben und zehn lande, bin ich zufrieden.“
Danach richtet sich sein Blick auf die Herbstklassiker in Italien und die Lombardei-Rundfahrt, wo er nochmals im Dienst von Evenepoel fahren wird. Erst im Anschluss beginnt sein neues Kapitel. „In meinem Alter von einem Team dieses Kalibers so geschätzt zu werden, ist sehr erfreulich“, betonte Cattaneo. „Ich war glücklich bei Quick-Step, aber für die letzten Jahre meiner Karriere ist eine neue Herausforderung positiv. Ich habe im Radsport viel gesehen, Gutes und Schlechtes. Diese Erfahrung möchte ich nutzen, um einer jungen Gruppe zu helfen, das richtige Gleichgewicht zwischen Robotern und Menschen zu finden.“