Die 13. Etappe der
Vuelta a Espana verspricht ein Spektakel – und den ersten echten Schlagabtausch der Klassementfahrer. Bisher konnten sich die Favoriten im Kampf um das Rote Trikot noch verstecken. Doch der legendäre Schlussanstieg zum Alto de l’Angliru erlaubt kein Taktieren. Wer in den steilen Rampen bestehen will, braucht mehr als nur gute Beine – er muss die Vuelta gewinnen wollen.
Im Mittelpunkt steht
Jonas Vingegaard. Der Träger des Roten Trikots hat mit dem mythischen Anstieg noch eine Rechnung offen. „Ich habe eine besondere Beziehung zu diesem Berg“, erklärte der Däne nach der zwölften Etappe. „Es ist ein brutaler Anstieg, wirklich hart. Dort konnte ich mich zum ersten Mal der Welt zeigen. Morgen fahre ich zum dritten Mal hinauf, und ich hoffe, dass meine Beine gut sind.“
Vingegaards Geschichte mit dem Angliru
Seine Verbindung zum Angliru reicht zurück ins Jahr 2020. Damals debütierte Vingegaard bei der Vuelta im Trikot von Jumbo-Visma, das
Primoz Roglic verteidigte. Auf der 12. Etappe, die ebenfalls am Angliru endete, überraschte der junge Däne die Radsportwelt. In der Favoritengruppe diktierte er ein Tempo, das nur die Besten überleben konnten – ein erster Vorgeschmack auf den späteren zweifachen Tour-de-France-Sieger.
Auch drei Jahre später kreuzten sich Vingegaards Wege erneut mit dem asturischen Riesen. 2023 war eine außergewöhnliche Ausgabe der Vuelta. Vingegaard und Roglič stellten sich in den Dienst ihres Teamkollegen
Sepp Kuss, der auf sensationelle Weise die Gesamtwertung anführte. Doch der Angliru brachte Spannungen ans Licht. Roglič attackierte erstmals das Rote Trikot, doch Vingegaard wich nicht von seiner Seite – fast so, als wollte er ihm klarmachen: „So läuft das hier nicht.“ Gemeinsam überquerten die beiden Stars die Ziellinie, 19 Sekunden vor Kuss.
Was folgte, war viel mehr als reine Teamtaktik. Die Szene entfachte Spekulationen, ob das Gleichgewicht im Team Jumbo-Visma wackeln könnte. Am Ende aber schrieb das Märchen sein Happy End: Sepp Kuss gewann die Vuelta 2023, knapp vor Vingegaard und Roglič.
Jonas Vingegaard und Primoz Roglic tauchten 2023 als Erste aus dem Nebel auf dem Alto de l'Angliru auf.
Aller guten Dinge sind drei
Jetzt, 2025, kehrt Vingegaard zum dritten Mal zum Angliru zurück. Wieder trägt er Rot, wieder ist er der Mann, den es zu schlagen gilt. Am Freitag wird sich entscheiden, ob er die Gelegenheit nutzt, um seine Dominanz zu unterstreichen – und den Grundstein für einen möglichen Gesamtsieg in Madrid zu legen.
Doch der 28-Jährige tritt auf die Euphoriebremse. Zu gut kennt er die brutalen „rampas inhumanas“ des Angliru, wo Steigungen von über 20 Prozent den Rhythmus sprengen und jeden Plan zunichtemachen können. „Man muss abwarten, wie man sich fühlt. Aber es wäre ein Traum, an einem der kultigsten Anstiege der Vuelta zu gewinnen“, so Vingegaard.
Das Rote Trikot hat er nach der 10. Etappe zum dritten Mal in dieser Rundfahrt übernommen – und diesmal will er es bis Madrid nicht mehr abgeben. „Wir konzentrieren uns nur auf uns selbst. Wir haben Rot und zwei Etappensiege. Heute ging es darum, keine Zeit zu verlieren. Mit dem Verlauf der Vuelta können wir sehr zufrieden sein.“
Die Ausgangslage ist klar: Der Angliru wird keine Geheimnisse zulassen. Wer hier Schwäche zeigt, verabschiedet sich von den Podiumsträumen. Wer Stärke beweist, schreibt Geschichte. Jonas Vingegaard ist bereit – und die Vuelta steht vor ihrem ersten großen Showdown.