Michael Matthews meldete sich bei den
Bretagne Classic eindrucksvoll zurück. Der 34-jährige Australier, der am 1. Mai Eschborn-Frankfurt gewann, war danach für fast vier Monate von der Bildfläche verschwunden. Mit Rang acht in Plouay bewies er nun, dass er rechtzeitig vor den Weltmeisterschaften in Ruanda wieder in Topform ist – eine Nachricht, die dem australischen Nationalteam Hoffnung gibt. Matthews soll dort als Kapitän die „Aussies“ anführen.
„Die Weltmeisterschaft ist jedes Jahr eine meiner größten Motivationen. Das grün-goldene Trikot zu tragen und Australien zu vertreten, ist immer ein großartiger Weg, die Saison zu beenden“, sagte Matthews
gegenüber dem australischen Radsportverband.
Blutgerinnsel in der Lunge stoppten den Klassiker-Spezialisten
Warum verschwand Matthews nach seinem Triumph in Frankfurt plötzlich aus dem Peloton? Der Grund ist ebenso dramatisch wie aufrüttelnd: Während eines Trainingslagers in Europa entwickelte er Symptome, die er zunächst für Allergien hielt – Kurzatmigkeit, Brustschmerzen und Herzrhythmusstörungen. Doch die Beschwerden verschlimmerten sich mit steigender Trainingsintensität.
„Nach der Hälfte des Trainingslagers konnte ich plötzlich kaum noch atmen. Es fühlte sich an, als würde ich versuchen, unter Wasser zu atmen. Bei einer harten Einheit hatte ich wirklich das Gefühl, dass ich sterben könnte“, schilderte Matthews eindringlich.
Sein Trainer zog sofort die Reißleine und brach die Einheit ab. Doch Matthews‘ Zustand besserte sich nicht. Im Krankenhaus brachten Tests schließlich die Ursache ans Licht: Blutgerinnsel hatten sich in seiner Lunge gebildet. Dank schneller medizinischer Hilfe konnte der Klassiker-Spezialist behandelt werden und nach und nach ins Training zurückkehren.
Neue Motivation durch Rückschlag
Die Diagnose traf Matthews hart – doch sie wirkte auch wie ein Weckruf. „Nach allem, was ich durchgemacht habe, habe ich jeden Morgen überlegt, ob ich überhaupt aufs Rad steigen sollte oder nicht. Aber es war auch eine zusätzliche Motivation, mich schneller wieder fit zu machen und mich auf die Weltmeisterschaften vorzubereiten“, erklärt er.
Michael Matthews würde gerne seine Bronzemedaille von Wollongong 2022 verbessern
Besonders die Erinnerung an seine Bronzemedaille bei der Heim-WM 2022 in Wollongong treibt ihn an. Diesen Erfolg will er in Ruanda unbedingt übertreffen. „Ich liebe Weltmeisterschaften. Ich liebe es, mit den anderen Australiern zusammen zu sein und unser Land zu vertreten. Nachdem meine Saison ohne
Tour de France und ohne
Tour de Suisse komplett anders verlief, war das WM-Ziel mein Anker.“
Mahnung an andere Sportler
So stark Matthews zurückgekehrt ist – seine Geschichte trägt auch eine klare Botschaft. Der 34-Jährige warnt eindringlich davor, Symptome zu ignorieren. „Es ist eine gute Lektion für mich und eigentlich für jeden. Wenn man stechende Schmerzen in der Brust hat, darf man nicht einfach glauben, es sei eine Allergie, schlechter Schlaf oder Müdigkeit. Man muss es untersuchen lassen.“
Matthews’ Worte haben Gewicht. Sein dramatisches Erlebnis zeigt, wie nah Triumph und Tragödie im Profisport beieinanderliegen – und wie wichtig es ist, rechtzeitig auf den eigenen Körper zu hören. Für den Australier selbst zählt nun nur noch eines: bei der Weltmeisterschaft in Ruanda im grün-goldenen Trikot Geschichte zu schreiben.