Doping hat den Radsport tief geprägt. Auch wenn es heute auf höchstem Niveau seltener als Massenphänomen auftritt, sorgt das Thema immer wieder für Schlagzeilen. Als
Luke Rowe Anfang der 2010er Jahre ins Profi-Peloton kam, lagen die Skandale der Armstrong-Ära noch nicht lange zurück – und mehrere ehemals überführte Fahrer waren weiterhin im Feld aktiv. Für den damaligen Straßenkapitän von Team Sky (später INEOS Grenadiers) war das inakzeptabel.
Rowe erzählt im Watts Occurring-Podcast, dass er bewusst dafür sorgte, dass rückfällig gewordene oder verurteilte Dopingsünder spürten, dass sie im Peloton nicht willkommen seien. „Wissen Sie, wen ich geschnappt habe? Leute, die positiv getestet wurden und dann zurückkamen. Ich bin einfach durch sie hindurchgefahren und habe mir dabei keine Mühe gegeben“, so Rowe.
Für ihn ist die Grenze klar: Wer einmal verurteilt wurde, hat für ihn keinen Platz im normalen Peloton. „Wenn es schwarz auf weiß steht und jemand verurteilt wurde, und er steht neben mir, dann reite ich einfach durch ihn hindurch“, sagt Rowe. Er könne nicht verstehen, warum nicht mehr Fahrer so gehandelt hätten: „Dann würde ich ihnen das Leben zur Hölle machen. Meiner Meinung nach verdienen sie es nicht, zurückzukommen.“
Rowe spart nicht mit deutlichen Worten. Er beschreibt eine Haltung, die wenig Toleranz kennt: „Das ist wahrscheinlich die einzige Kategorie von Fahrern, bei der ich gesagt habe: Die sind mir scheißegal. Sie haben mich betrogen. Ihr habt den Sport betrogen. Fick dich.“ Zugleich bedauert er, dass nicht mehr Kollegen seine Position geteilt und aktiv mitgezogen hätten.
Er malt ein Szenario, in dem kollektives Misstrauen und Ausgrenzung wirken würden: „Stellen Sie sich vor, jeder Fahrer hätte die gleiche Mentalität: Du wirst erwischt, du kommst zurück und die 160 Fahrer behandeln dich wie Dreck. Du würdest nicht lange im Peloton bleiben wollen.“ Für Rowe wäre das der Weg, die „unsaubere“ Handschrift endgültig aus dem Sport zu verbannen.