„Ich glaube, sie hassen sich einfach“ – Der psychologische Schlagabtausch zwischen UAE und Visma eskaliert

Die Tour de France 2025 hat ihre großen Bergetappen noch vor sich – doch der wahre Kampf zwischen den Top-Teams UAE Team Emirates - XRG und Visma - Lease a Bike scheint längst entbrannt. Und er findet derzeit weniger auf der Straße statt als im Kopf: Es ist ein Duell der Nerven, geprägt von Taktikspielchen, unterschwelliger Feindseligkeit und wachsender Gereiztheit.

Auf der 6. Etappe war Visma früh aktiv: mit aggressiven Manövern und klar erkennbarem Ziel, das Rennen unkontrollierbar zu machen – insbesondere für UAE. Die Attacken sorgten dafür, dass Tadej Pogacar letztlich hauchdünn das Gelbe Trikot behielt – eine taktische Finte? Möglich. Denn wer das Maillot Jaune trägt, steht unter Beobachtung, verliert Erholungszeit und trägt Verantwortung. UAE fand sich damit in einer Führungsrolle wieder, die sie eigentlich vermeiden wollte.

Pogacar zeigte sich nach dem Rennen ungewohnt gereizt. Seine Aussagen deuteten an, dass ihn das Verhalten von Visma wurmte – innerhalb des niederländischen Teams blieb man hingegen demonstrativ gelassen. Auf Social Media wurde jedoch jedes Detail seziert, insbesondere ein Vorfall in der Verpflegungszone, bei dem Pogacar Visma-Profi Matteo Jorgenson leicht zur Seite schob. Es war eine Szene, die den Eindruck eines unterschwelligen Machtkampfes verstärkte.

„Es ist offensichtlich, dass Pogacar am Donnerstag irritiert war“, erklärte Ex-Profi Thomas Dekker im Podcast Live Slow Ride Fast. Er spielte dabei auch auf das enge Verhältnis zwischen Pogacar und Mathieu van der Poel an: „Wenn van der Poel etwas Dummes macht, klopft er ihm auf die Schulter… Und warum war Alpecin am Freitag vorn? Weil Pogacar und van der Poel Freunde sind.“

Noch direkter wurde Roxane Knetemann in der Het Wiel. Die frühere Profifahrerin kritisierte Pogacar scharf: „Er ist ein harter Typ, der seine Gegner gerne schikaniert. Pogacar ist ein extrovertierter Sieger, Vingegaard ein introvertierter. Pogacar hat es nicht nötig, das zu tun, was er jetzt tut.“

Offiziell geben sich die Teams betont professionell – Spannungen? Fehlanzeige. Doch Beobachter sehen das anders. Journalist Marijn Abbenhuijs brachte es provokant auf den Punkt: „Ich glaube, sie hassen sich einfach – diesen Eindruck habe ich schon seit einiger Zeit. Und das gilt vielleicht nicht nur für UAE und Visma, sondern auch für Alpecin und Visma.“

Was als sportlicher Wettbewerb begann, entwickelt sich zusehends zum psychologischen Kräftemessen. Wer am Ende die Oberhand behält – auf der Straße wie im Kopf – dürfte entscheidend für den Ausgang dieser Tour sein.