Der Einbruch von
Juan Ayuso auf der 6. Etappe der Vuelta a España hat für Diskussionen gesorgt – und kaum jemand war so hart in seinem Urteil wie
Thijs Zonneveld. Während andere Experten Mitleid mit dem Spanier äußerten, zeigte sich der niederländische Journalist im Podcast In De Waaier unnachgiebig. Für ihn liegt das Problem nicht nur in Ayusos Vorbereitung, sondern tiefer: in seiner Einstellung, seiner Mentalität und möglicherweise auch in seiner Zukunft beim UAE Team Emirates – XRG.
Ayuso war erst nach dem Verzicht von Tadej Pogačar ins Vuelta-Aufgebot gerückt. Mehr als zwölf Minuten verlor er bei der ersten Bergankunft in Andorra – ein Rückschlag, den er selbst mit seiner späten Nominierung und unzureichender Vorbereitung erklärte. Für Zonneveld zählt das nicht: „Ja, er wusste es vielleicht nicht früh genug. Aber was soll's? Er ist Rennen gefahren, das war nicht schlecht. Man kann von einem Profi erwarten, dass er im Spätsommer versucht, in Form zu sein.“
Der Niederländer erinnerte daran, dass Ayuso im Mannschaftszeitfahren von Andorra noch einer der stärksten Fahrer gewesen war. „Am Mittwoch war er großartig, vielleicht sogar der stärkste UAE-Profi. Und einen Tag später fällt er, während noch sechzig Fahrer im Feld sind. Das passt nicht zusammen.“ Für Zonneveld ist das ein Hinweis, dass nicht die Beine, sondern der Kopf das Problem seien. „Viele Sportler denken: Ich kann nur gut sein, wenn alles perfekt ist. Aber das ist eine falsche Einstellung. Perfekte Tage sind selten. Wer immer auf Perfektion wartet, scheitert.“
Damit zielte er direkt auf Ayusos Mentalität. „Seine Argumente sind nicht stichhaltig. Vingegaard ist bei dieser Vuelta auch nicht auf Tour-Niveau – und trotzdem liefert er.“ Die Erklärung einer schlechten Vorbereitung sei für ihn nichts als eine Ausrede. „Was genau hast du in den letzten Tagen gemacht?“, wiederholte er mehrfach.
Hinzu kommt die Spekulation über Ayusos Zukunft. Seit dem Streit mit João Almeida am Galibier bei der Tour 2024 gilt das Verhältnis innerhalb der UAE-Führung als belastet. Gerüchte über einen Wechsel zu Lidl-Trek halten sich hartnäckig. Für Zonneveld könnte genau das Ayusos Unsicherheit erklären: „Vielleicht bemitleidet er sich, dass er bleiben muss, vielleicht denkt er schon an einen Neustart. Aber genau in solchen Momenten muss man sich beweisen.“
Für Zonneveld ist Ayusos Andorra-Kollaps daher mehr als ein schwacher Tag. Er sieht darin einen Test für die Mentalität und den weiteren Weg des Spaniers. „Wer immer auf perfekte Bedingungen wartet, wird nie ein kompletter Champion sein.“
Die Frage bleibt: Steht Ayuso vor dem Abschied von UAE – und ist Lidl-Trek tatsächlich sein Ziel?