Die 6. Etappe der Vuelta a España 2025 brachte Licht und Schatten für das UAE Team Emirates – XRG: Jay Vine feierte in Andorra einen souveränen Solosieg, während Juan Ayuso im Kampf um die Gesamtwertung implodierte. Im ButterflyEffect-Podcast nahm
Chris Horner kein Blatt vor den Mund. Er sprach von „schwachsinnigen“ Entscheidungen, lobte Vines Cleverness und warnte eindringlich vor den Gefahren unüberlegter Attacken in der ersten Woche einer Grand Tour.
Schon zu Beginn erinnerte Horner an die Historie dieser Schlüsseltappe: 2024 siegte Ben O’Connor, nachdem Rogličs Bora-Team die Kontrolle verlor, ein Jahr zuvor triumphierte Sep Kuss aus einer großen Ausreißergruppe. „Die sechste Etappe liefert fast immer Drama“, betonte Horner. Auch diesmal war das Finale anspruchsvoll: ein knapp zehn Kilometer langer Schlussanstieg mit Rampen von bis zu zwölf Prozent.
Vine positionierte sich von Anfang an ideal. „Wenn er auf den ersten Etappen nicht 20 Minuten verloren hätte, wäre er eine echte Gefahr fürs Gesamtklassement“, erklärte Horner. Doch genau dieser Rückstand verschaffte ihm die Freiheit, in die Ausreißergruppe zu gehen. Der Australier nutzte seine Ortskenntnisse in Andorra und attackierte auf nasser Abfahrt – ein entscheidender Moment. „Wenn einer die Abfahrt kennt, darf man ihn nicht wegfahren lassen“, so Horner.
Im UAE-Lager zeigte sich ein geteiltes Bild. João Almeida fiel kurz zurück, wurde aber von Domen Novak eindrucksvoll ins Rennen zurückgebracht. Juan Ayuso dagegen brach komplett ein und verlor über zwölf Minuten. „Er hing am Ende des Feldes, bis er endgültig platzte“, beschrieb Horner die Szene. Vines Vorsprung wuchs derweil, während sich die Verfolgergruppe durch taktisches Zögern selbst um die Chance brachte.
Einziger ernsthafter Verfolger war Torstein Træen, der mit großem Einsatz Zweiter wurde und das Rote Trikot übernahm. „Fantastische Leistung“, lobte Horner. „Er hatte mit Armirail, Vervaeke und Fortunato starke Konkurrenz, aber er belohnte sich mit Rot.“
In der Gruppe der Favoriten wurde ebenfalls attackiert, große Abstände gab es jedoch nicht. Vor allem
Lidl-Trek bekam Horner ins Visier: „Diese Jungs sind Schwachköpfe. So gewinnt man keine Grand Tour. Für einen Podestplatz ist es okay, aber nicht für den Gesamtsieg.“ Giulio Ciccone versuchte sich an einer Attacke, doch Jonas Vingegaard konterte mühelos. „Er musste nicht einmal aus dem Sattel gehen“, bemerkte Horner spöttisch. Almeida stabilisierte danach das Tempo, holte die Favoriten zusammen und sorgte für Schadensbegrenzung.
Für Horner war Ayuso der große Verlierer. „Er hat heute unterm Strich eine Menge Zeit eingebüßt. Jonas dagegen sah fantastisch aus“, so der Amerikaner. Einmal mehr verwies er auf die Bedeutung kluger Entscheidungen in der ersten Woche einer Grand Tour: „Du musst die sechste Etappe nicht gewinnen, aber du darfst keine dummen Fehler machen. Das haben Roglič und Evenepoel in den letzten beiden Jahren gezeigt.“
Sein Blick richtet sich nun auf die nächste Herausforderung: „Jonas Vingegaard, du warst heute stark. Aber Etappe 7 – das ist das echte Gipfelfinale. Da wird sich zeigen, wer wirklich die Beine hat.“