Tadej Pogacar hat die Tour de France 2025 nach Belieben dominiert, historische Kletterrekorde gebrochen und seine Rivalen erneut distanziert. Wie schon in den vergangenen Jahren führt seine Überlegenheit zu Spekulationen über mögliches
Doping – doch Ex-Profi Rolf Järmann hält solche Vorwürfe für unbegründet.
„Ich kann es mir nicht vorstellen“, sagt der Schweizer im Interview mit Blick. Järmann, selbst ein erfolgreicher Klassiker-Spezialist der 90er mit zwei Amstel-Gold-Race-Siegen und dem Gesamterfolg bei Tirreno-Adriatico, hat später zugegeben, während seiner Karriere gedopt zu haben. „Als ich aktiv war, haben wir ausgiebig gedopt. Wir wussten, dass es illegal war, aber wir hatten kein schlechtes Gewissen. Heute ist das ganz anders.“
Der 59-Jährige ist überzeugt, dass sich der Sport grundlegend verändert hat. „Pogacar und seine Generation sind viel bewusster aufgewachsen. Die Kontrollen sind viel strenger, systematisches Doping halte ich für ausgeschlossen. Damals brauchte man Ärzte und Pharmazeuten im Hintergrund, und die Teams haben sich gegenseitig gedeckt. Heute wäre das Risiko viel größer, aufzufliegen.“
Für Järmann sind die heutigen Spitzenleistungen das Resultat einer enormen Weiterentwicklung im Radsport. „Man muss sich nur ansehen, wie professionell der Sport heute ist – Ausrüstung, Ernährung, Taktik, Erholung – alles ist deutlich fortschrittlicher. Als ich 1999 mein 10.000-Franken-Colnago hütete wie einen Schatz, dachte ich, ich hätte das beste Rad der Welt. Zehn Jahre später auf Mallorca bin ich ein Mietrad gefahren – das war hundertmal besser. Die Entwicklung war rasant.“
Dass Pogacar so herausragt, erklärt Järmann mit dessen außergewöhnlichem Talent. „Er ist ein Ausnahmesportler. Solche Athleten hat es in jeder Sportart gegeben. Auch seine Tour-Konkurrenten haben auf höchstem Niveau performt. Viele neigen dennoch dazu, besondere Leistungen sofort mit Doping zu erklären – das hängt mit der Vergangenheit des Radsports zusammen. Niemand hat je geglaubt, dass Federer oder Odermatt gedopt waren. Natürlich kann Doping in jeder Sportart Vorteile bringen, nicht nur im Radsport. Aber im Fall Pogacar sehe ich dafür keinen Beweis.“