„Ich bin deprimiert und wirklich verärgert" - Jonathan Vaughters nach Tour de Romandie-Turbulenzen verstimmt

Radsport
Montag, 18 August 2025 um 7:00
Vaughters
Die Tour de Romandie Féminin 2025 hätte ein Fest des Frauenradsports werden sollen, doch das sportliche Ergebnis geriet fast zur Nebensache. Zwar krönte sich die Schweizerin Elise Chabbey auf heimischem Boden zur Siegerin, doch die Schlagzeilen bestimmten fünf Teams, die am Vorabend der Rundfahrt von der UCI disqualifiziert wurden. Grund dafür waren Unstimmigkeiten rund um die GPS-Tracker – eine Entscheidung, die viele als kleinlich und unverhältnismäßig bezeichnen.

Fünf Teams ausgeschlossen

Noch kurz vor dem Start herrschte Ungewissheit, ob die betroffenen Mannschaften tatsächlich von der Teilnahme ausgeschlossen würden. Unter ihnen war auch das EF Education-Cannondale Women’s Team, dessen Manager Jonathan Vaughters im Gespräch mit Velo seine Fassungslosigkeit zum Ausdruck brachte. „Das ist eine Grenze im Sand. Ich finde es nicht gut, dass dies die Linie im Sand ist, die es sein musste. Ich hätte unsere Mädchen lieber fahren sehen. Ganz offen gesagt glaube ich sogar, dass wir das Rennen hätten gewinnen können.“
Besonders hart traf es Fahrerinnen wie die Schweizerin Noemi Rüegg, die sich als ehemalige Landesmeisterin große Hoffnungen auf ein starkes Resultat in ihrer Heimat gemacht hatte. „Sie war super motiviert, und die Organisation hatte sich gefreut, dass sie dabei ist. Es ist wirklich schade. Ich wollte nicht, dass sie disqualifiziert wird“, erklärte Vaughters sichtlich enttäuscht.

Überraschung am Start

Bis kurz vor dem Beginn des Rennens hatte kaum jemand ernsthaft damit gerechnet, dass die UCI den Ausschluss tatsächlich durchsetzen würde. „Ich dachte bis etwa zehn Minuten vor dem Start: Nein, sie werden dich nicht am Start hindern. Das ist doch lächerlich. Ich habe ehrlich gesagt nicht geglaubt, dass sie so weit gehen würden“, schilderte Vaughters. „Ich dachte, sie würden einfach einen der Fahrer auswählen, ihm einen Tracker geben und ihn aufs Motorrad setzen. Aber das taten sie nicht.“
Die plötzliche Eskalation habe nach Ansicht vieler Insider weniger mit dem konkreten Anlass als mit den seit Langem bestehenden Spannungen zwischen Teams und Weltverband zu tun.

UCI gegen Teams: Ein strukturelles Problem

Vaughters deutete an, dass der Konflikt über die Tracker nur die Spitze eines tieferliegenden Problems sei. „Hier geht es um die seit langem bestehenden Spannungen zwischen der UCI und den Teams, die ihre Rechte und ihre unternehmerischen Möglichkeiten in der Welt ein wenig stärker wahrnehmen“, sagte er. Bereits seit einem Jahr gebe es eine Gruppe von Teams, die sich unzureichend in der Gesetzgebung des Verbandes vertreten fühle.
Für Vaughters ist klar: Die Disqualifikation sei ein Weckruf, die Vertretung der Mannschaften innerhalb der UCI neu zu überdenken. „Das ist bedauerlich, und wir müssen wahrscheinlich versuchen, dort einige Änderungen vorzunehmen – wer und was unsere Vertretung ist.“

Ein Sieg im Schatten

So bleibt von der Tour de Romandie Féminin 2025 ein zwiespältiges Bild. Der sportliche Triumph von Elise Chabbey wird durch den Disqualifikations-Eklat überschattet. Anstatt eines Rennens, das die Entwicklung des Frauenradsports hätte feiern sollen, wird die Erinnerung vor allem mit einem Machtkampf zwischen Teams und Verband verbunden sein – einem Machtkampf, der in Zukunft wohl noch an Schärfe gewinnen wird.
Klatscht 0Besucher 0
loading

Gerade In

Beliebte Nachrichten

Loading