„Bjarne Riis sollte zum Schweigen gebracht werden" - Französischer Ex-Profi kritisiert "arrogantes" Doping-Geständnis des Tour-de-France-Siegers

Radsport
Montag, 18 August 2025 um 10:35
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Fast drei Jahrzehnte nach seinem Triumph bei der Tour de France 1996 sorgt Bjarne Riis erneut für Aufsehen. Der Däne, lange Zeit wegen seiner auffällig hohen Hämatokritwerte als „Mr. 60 %“ bekannt, wiederholte in einem Interview sein Dopinggeständnis – und machte dabei klar, dass er keinerlei Reue empfindet. „Ich war komplett gedopt. Ich wusste genau, was ich tat. Ich bereue es nicht, denn es war Teil dieser Zeit und eines Systems, das wir alle stillschweigend akzeptiert haben“, erklärte Riis.
Diese Haltung, das systematische Doping der 1990er-Jahre als unausweichlich darzustellen, sorgt für heftige Reaktionen. Besonders scharf meldete sich der ehemalige Profi und Teammanager Jérôme Pineau zu Wort.

Pineau widerspricht: „Nicht alle waren Teil des Systems“

In der RMC-Sendung Les Grandes Gueules du Sport erhob Pineau schwere Vorwürfe gegen Riis. Der Franzose warf ihm vor, die Vergangenheit zu beschönigen und eine ganze Generation von Fahrern unter Generalverdacht zu stellen. „Er sagt das, als ob alle anderen im gleichen Boot wie er wären – aber woher soll er das wissen? Gilles Delion zum Beispiel ist sauber gefahren. Riis und seine Telekom-Bande haben Karrieren zerstört, die anders hätten verlaufen können“, wetterte Pineau.
Besonders empörte ihn, dass Riis mit seiner Geschichte noch heute Geld verdient: „Er nimmt Geld, um Konferenzen abzuhalten, und sagt solche Dinge vor Unternehmen. Das ist beschämend. Solche Leute sollten zum Schweigen gebracht werden.“

Zwei Kategorien, die „krank machen“

Für Pineau zeigt Riis’ Auftreten ein grundsätzliches Problem: Der Radsport biete immer noch Persönlichkeiten aus der EPO-Ära eine Bühne, selbst wenn diese keinerlei Reue zeigten. „Es gibt zwei Arten von Menschen, die zum Schweigen gebracht werden müssen: diejenigen, die sagen, dass sie nichts bereuen, und diejenigen, die behaupten, sie hätten nichts mit Doping zu tun gehabt – obwohl jeder weiß, dass sie betrogen haben. Beide tun so, als stünden sie über allem. Beide Kategorien machen mich krank.“

Riis’ Erbe: Arroganz und Misstrauen

Pineau blickte auch zurück auf die Zeit, in der Riis als Teammanager von CSC und Saxo Bank tätig war. Er beschrieb ihn als „arrogant und mächtig“ und erinnerte daran, dass Riis bei der Tour de France 2022 in seiner Heimat Dänemark nicht einmal zur Eröffnungsfeier eingeladen war. „Er ist ein Paria in seinem eigenen Land – und das zu Recht.“
Besonders drastisch verdeutlichte Pineau seine Verachtung, indem er Riis’ Leistungen direkt mit Doping gleichsetzte: „Als er bei Castorama fuhr, kam er kaum über eine Brücke. Dann wechselt er zu Telekom und gewinnt plötzlich die Tour. Seine einzige sogenannte Leistung war der Sieg 1996 – aber mit einem Hämatokritwert von 60 % hat er natürlich gewonnen. Riis ist nichts weiter als ein Produkt der Chemie.“

Ein offener Konflikt mit der Vergangenheit

Pineaus Wortmeldung zeigt, wie stark die EPO-Ära noch immer nachwirkt. Auch wenn viele ehemalige Profis ihre Verfehlungen längst eingeräumt haben, bleibt die Frage, wie mit dieser dunklen Vergangenheit umzugehen ist. Riis, der offen zu seinem Doping steht, aber keinerlei Schuldgefühle zeigt, verkörpert für Kritiker wie Pineau genau die Haltung, die dem Radsport auch heute noch schadet.
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