„Hört auf, den Frauensport zu Clickbait zu machen“ – Orla Chennaoui kritisiert die Berichterstattung über Ferrand-Prévots Tour-de-France-Sieg

Radsport
Freitag, 15 August 2025 um 16:00
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Der Sieg von Pauline Ferrand-Prévot bei der Tour de France Femmes 2025 markierte einen bedeutenden Moment in der Geschichte des Radsports. Ferrand-Prévot, die bereits in ihrer Karriere mehrfach Weltmeisterin in verschiedenen Disziplinen geworden war, zeigte erneut ihre außergewöhnliche Vielseitigkeit und Entschlossenheit. Nach monatelanger Vorbereitung, strategischer Planung und intensiven Trainingseinheiten auf höchstem Niveau konnte sie sich im hart umkämpften Feld durchsetzen. Für viele Beobachterinnen und Beobachter war dies ein Triumph des Talents, der Ausdauer und der mentalen Stärke – Attribute, die im Hochleistungssport entscheidend sind.

Medienfokus auf Gewicht statt Leistung

Trotz der sportlichen Brillanz geriet die Berichterstattung über Ferrand-Prévots Sieg schnell in die Kritik. Ein Großteil der Medien konzentrierte sich nicht auf ihre taktischen Fähigkeiten, die Rennergebnisse oder die intensive Vorbereitung, sondern auf ihr Körpergewicht. Dieser Fokus auf das äußere Erscheinungsbild anstelle der sportlichen Leistung wurde von vielen Expertinnen und Athletinnen als problematisch empfunden. Orla Chennaoui, Moderatorin bei TNT Sport, äußerte sich öffentlich zu dieser Entwicklung und warnte davor, Frauen im Sport auf Körpermaße zu reduzieren. Sie betonte, dass solche Narrative das Bild von Sportlerinnen verzerren und die Errungenschaften unsichtbar machen, die tatsächlich auf harte Arbeit, Disziplin und strategisches Denken zurückzuführen sind.

Stimmen aus dem Peloton

Auch innerhalb der Athletinnen-Community stieß die Gewichtsdiskussion auf Kritik. Marlen Reusser, Schweizer Zeitfahr-Olympiasiegerin, wies auf die potenziellen Auswirkungen auf junge Sportlerinnen hin. Sie erklärte, dass ein übermäßiger Fokus auf Körpergewicht Druck erzeugen könne, der gesundheitliche Risiken mit sich bringe, und erinnerte daran, wie sensibel junge Athletinnen auf solche Medienbotschaften reagieren. Demi Vollering, die Zweitplatzierte der Tour, berichtete ebenfalls von Fragen der Presse, die sich weniger um die sportliche Leistung und mehr um ihr Gewicht drehten. Sie betonte, dass Erfolg viele Formen annehmen könne und dass die körperliche Gesundheit stets oberste Priorität habe.

Die Bedeutung ausgewogener Berichterstattung

Die Kontroverse zeigt, dass es im Sport nicht nur um Fakten wie Gewicht, Größe oder Körperfettanteil geht, sondern um die Art und Weise, wie Leistungen dargestellt werden. Expertinnen, Journalistinnen und Athletinnen fordern eine ausgewogenere Berichterstattung, die mentale Stärke, Technik, Strategie, Teamarbeit und Ausdauer ebenso berücksichtigt wie körperliche Voraussetzungen. Ein historischer Sieg wie der von Ferrand-Prévot sollte in seiner ganzen Dimension erzählt werden, nicht auf einen einzelnen Aspekt reduziert werden.
Die Diskussion verdeutlicht, dass Medien eine Verantwortung tragen: Sie sollten Sportlerinnen als Profis respektieren, deren Erfolge auf harter Arbeit, Talent und Hingabe beruhen, und nicht auf Stereotypen oder oberflächliche Merkmale reduziert werden. Nur so können junge Athletinnen ein realistisches, gesundes Bild von Erfolg im Sport erhalten.
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