Knapp vier Wochen nach seinem erneuten zweiten Platz bei der Tour de France 2025 startet
Jonas Vingegaard als klarer Favorit in die
Vuelta a Espana. Die konstante Form des Dänen und sein taktisches Gespür haben ihn zum Mann gemacht, den es zu schlagen gilt. Vom Druck lässt er sich jedoch erstaunlich wenig anmerken – zumal sein größter Widersacher
Tadej Pogacar diesmal fehlt.
„Es ist immer großartig, gegen Tadej zu fahren“, erklärte Vingegaard in einer virtuellen Pressekonferenz vor dem Rennen. „Aber es ist auch schön, wenn er nicht dabei ist.“ Zwar bleibt Pogacar der Maßstab in Sachen dreiwöchiger Rundfahrten, doch seine Abwesenheit bei der diesjährigen Vuelta öffnet Vingegaard die Tür, um mit weniger direkter Konkurrenz durch seinen härtesten Rivalen den ersten Gesamtsieg in Spanien anzupeilen.
Druck fühlt sich bei der Vuelta anders an
Mit Tadej Pogacar, Remco Evenepoel und
Primoz Roglic allesamt nicht am Start, gilt Jonas Vingegaard bei der Vuelta als natürlicher Topfavorit. Dennoch betont der Däne, dass sich der Druck leichter anfühlt als bei der Tour de France. „Die Tour bringt so viel mehr Aufmerksamkeit und Erwartungen mit sich. Hier konzentriere ich mich voll auf das Rennen selbst und meine eigene Leistung.“
Die Vuelta hat für Vingegaard einen besonderen Stellenwert. „Die Vuelta zu gewinnen, ist definitiv ein Karriereziel von mir – und ich bin hier, um es zu erreichen“, stellte er klar. Untermauert wird dieser Anspruch durch eine gezielte Vorbereitung: Nach der Tour verbrachte er wertvolle Zeit mit seiner Familie am Genfersee bei Annecy und konnte fast sämtliche Trainingsziele wie geplant abhaken.
Vingegaard ist der große Favorit auf das Rote Trikot
Freie Tage auf der Tour, Lektionen gelernt
Auch wenn Vingegaard während der Tour ein paar „schwächere Tage“ hatte, will er diese Rückschläge nicht als prägend für seine Saison verstanden wissen. „Das kann in einer dreiwöchigen Rundfahrt jedem passieren. Hoffentlich habe ich meinen Anteil für dieses Jahr schon hinter mir.“ Details zu diesen Formeinbrüchen ließ er offen, deutete aber an, dass sein Team einige Ursachen gefunden habe – die Erkenntnisse wolle man jedoch intern halten.
Mit Blick nach vorne nannte Vingegaard besonders Juan Ayuso und
Joao Almeida vom Team UAE Emirates als größte Herausforderer. „Sie haben zwei sehr starke Fahrer und werden meine Hauptkonkurrenten sein“, sagte er und würdigte zugleich die taktische Breite des Teams.
Auffällig ist auch, dass Vingegaard auf ein Höhentrainingslager vor der Vuelta verzichtet hat. „Körperlich wäre Höhenluft vielleicht von Vorteil gewesen, aber die mentale Seite ist genauso wichtig. Beides in Balance zu halten, ist entscheidend.“
Der Wandel im Profiradsport
Im Rückblick auf die Entwicklung des Profiradsports sprach Vingegaard von wachsendem Druck auf junge Fahrer. „Ich werde jetzt 29, und vor zehn Jahren war das das Alter, in dem man begann, große Ergebnisse einzufahren. Heute lastet dieser Druck schon viel früher auf den Fahrern – und das kann sehr ermüdend sein.“
Er rechnet nicht damit, dass Profis ihre Spitzenform in diesem extrem fordernden Umfeld noch bis in die späten 30er oder gar 40er Jahre halten können. „Die Belastungen fordern ihren Tribut – körperlich wie mental.“
Zum Start der Vuelta präsentiert sich Jonas Vingegaard dennoch gelassen, selbstbewusst und mit großem Hunger, das Rote Trikot seiner wachsenden Sammlung an Grand-Tour-Erfolgen hinzuzufügen.