„Es macht mich wütend: Du gibst alles – und Pogacar fährt einfach davon“: Bernal spricht über seine Frustration

Radsport
Mittwoch, 29 Oktober 2025 um 18:00
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Egan Bernal hat offen eingeräumt, dass ihn der ständige Vergleich mit Tadej Pogacar zwischen Bewunderung und Frustration schwanken lässt. Der Kolumbianer, Tour de France-Sieger von 2019, sprach in der TV-Show Despierta Win darüber, wie lähmend die Dominanz des Slowenen auf seine Rivalen wirken kann.
„Er ist einfach auf einem anderen Level. Wenn man gegen ihn fährt, wirkt es schnell so, als sei man selbst schlecht“, sagte Bernal. „Das macht mich wütend: Du gibst wirklich alles – und er fährt weg, als wäre nichts gewesen. Aber gleichzeitig ist es motivierend. Er zwingt uns alle dazu, noch besser zu werden. Wir haben das Glück, in der Pogačar-Ära Rennen zu fahren.“

Ein langer Weg zurück für Bernal

Bernals Worte haben besonderes Gewicht – schließlich hat er einen Weg zurückgelegt, den viele für unmöglich hielten. Sein schwerer Trainingssturz Anfang 2022, bei dem er sich zahlreiche Knochen brach und eine Lunge punktierte, hätte seine Karriere beinahe beendet. Doch der heute 28-Jährige kämpfte sich Schritt für Schritt zurück und erlebte 2025 seine stärkste Saison seit dem Unfall: Er gewann beide kolumbianischen Meistertitel, wurde Gesamt­siebter beim Giro d’Italia und holte bei der Vuelta a España einen Etappensieg.
„In diesem Jahr hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, wieder ich selbst zu sein – körperlich wie mental“, erklärte Bernal. „Ich habe gemerkt, dass ich wieder stärker werde. Beim Giro wurde ich Siebter, und bei der Vuelta wollte ich aufs Podium. Das hat zwar noch nicht geklappt, aber ich glaube nach wie vor daran, dass ich eines Tages wieder gewinnen kann.“

Lange vor dem Absturz gegen den Schmerz ankämpfen

Bernal verriet außerdem, dass seine gesundheitlichen Probleme bereits vor dem beinahe tödlichen Crash begannen. Schon 2020 kämpfte er mit starken Rückenschmerzen, ausgelöst durch einen Bandscheibenvorfall – ein Leiden, das aus seiner Sicht seine Karriere bereits damals ernsthaft bedrohte.
„Es ist schwer zu sagen, aber ich hatte stark mit meinem Rücken zu kämpfen“, erinnerte sich Bernal. „Der Bandscheibenvorfall klemmte einen Nerv ein, das verursachte all diese Schmerzen. Ich wusste nicht, ob ich operiert werden müsste oder ob ich überhaupt weitermachen könnte. Und trotzdem bin ich 2021 mit diesen Schmerzen beim Giro angetreten – und habe ihn gewonnen.“

"Cool, gegen ihn anzutreten"

Bernal und Pogacar haben sich bei der Tour de France zwar schon mehrfach das Peloton geteilt – doch ein echtes, ausgeglichenes Duell um Gelb hat es zwischen ihnen nie gegeben. Während Pogacars erster Tour musste Bernal seinen Titel aus dem Jahr 2019 wegen Rückenproblemen vorzeitig aufgeben. Und als der Slowene wenig später begann, das Rennen nach Belieben zu dominieren, war Bernals Karriere bereits von einem schweren Verletzungsweg geprägt.
Für einen Fahrer, der einst selbst dort stand, wo heute Pogacar regiert, steckt hinter Bernals Worten daher mehr als Anerkennung. Es ist die Stimme eines Champions, der genau weiß, was es braucht, um ganz oben zu stehen – und wie übermenschlich es wirkt, wenn ein anderer diesen Kampf scheinbar mühelos gewinnt.
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