„Es ist eine Erleichterung, dass es raus ist“ – Remco Evenepoel spricht über Wechsel zu Red Bull - BORA - hansgrohe

Radsport
durch Nic Gayer
Freitag, 05 September 2025 um 10:46
evenepoel
Remco Evenepoel ist zurück im Renngeschehen. Bei der Tour of Britain gab der belgische Olympiasieger sein Comeback – eineinhalb Monate nach seinem vorzeitigen Ausstieg aus der Tour de France. Sein letzter Einsatz datierte vom 19. Juli, als er auf der 14. Etappe am Tourmalet nach drei harten Tagen in den Pyrenäen aufgeben musste. Zuvor hatte er einen Etappensieg gefeiert und das Weiße Trikot getragen, doch fehlendes Wintertraining machte sich bemerkbar und zwang ihn in der zweiten Woche zum Ausstieg.
Seitdem stand Evenepoel nicht wegen sportlicher Erfolge, sondern wegen seines spektakulären Transfers im Fokus. Der 25-Jährige verlässt Soudal - Quick-Step am Saisonende und wechselt zu Red Bull - BORA - hansgrohe – ein Schritt, der das Kräfteverhältnis im Profiradsport verändern dürfte.

„Ich musste es einfach akzeptieren“ – Evenepoel über den Zeitpunkt der Verkündung

Im Gespräch mit Cycling Weekly und Daniel Benson erklärte Evenepoel während der Tour of Britain, wie er von der Bekanntgabe seines Wechsels erfuhr. „Ich denke, es war einfach der Zeitpunkt, an dem beide Teams beschlossen haben, die Nachricht zu veröffentlichen, und ich musste es einfach akzeptieren“, sagte er. „Letztendlich ist es so, wie es ist. Ich habe es gestern schon der belgischen Presse gesagt: Jeder hat seine Meinung, und ich war auf beide vorbereitet. Ich denke, es ist wahrscheinlich eine Erleichterung, dass es raus ist.“
Der Belgier sieht klare Unterschiede zwischen seinen alten und neuen Teamstrukturen: „Es ist offensichtlich, dass Red Bull - BORA - hansgrohe den Fokus stark auf die Grand Tours legt, während es hier mehr um die Klassiker geht. Für mich ist es jetzt das Wichtigste, bis zu meinem letzten Rennen für Soudal - Quick-Step alles zu geben.“

Frisch zurück und mit Blick auf die Weltmeisterschaft

Evenepoel betonte, dass er nach der Sommerpause mit neuer Energie an den Start gehe. „Ehrlich gesagt fühle ich mich im Moment ziemlich entspannt und körperlich frisch. Ich bin froh, wieder im Wettkampf zu sein. Die Strecke der Tour of Britain ist dieses Jahr ziemlich anspruchsvoll – das macht sie zum perfekten Rennen, um in Form zu kommen und Richtung Weltmeisterschaft zu gehen.“
Sein letztes großes Ziel in dieser Saison ist die WM in Ruanda. Seit 2022 gewann er dort jedes Jahr ein Regenbogentrikot: 2022 im Straßenrennen von Wollongong, danach in den Zeitfahren von Glasgow und Zürich. Diese Serie will er nun fortsetzen. „Ich denke, ich habe zwei gute Chancen“, erklärte er. „Ich hoffe, dass ich in Topform antrete und dann versuche, das höchste Ziel zu erreichen.“

Belgischer WM-Kader und Teamdynamik

Auf die Frage nach der belgischen Auswahl für Ruanda antwortete Evenepoel, dass nicht alle Fahrer teilnehmen wollten. Er zeigte sich jedoch zufrieden mit der endgültigen Besetzung. „Es gibt natürlich einige Fahrer, die nicht mit nach Ruanda fahren wollten“, sagte er, ohne Namen zu nennen. „Aber ich denke, das Team, das wir jetzt haben, ist das bestmögliche. Jeder muss seine eigene Entscheidung treffen und hat seine Gründe. Die Jungs, die jetzt dabei sind, standen auch auf meiner Liste. Deshalb glaube ich, dass es im Moment das beste Team ist, das wir haben konnten. Wir werden unser Bestes geben und versuchen, es zu schaffen.“

Reaktionen auf den Wechsel

Soudal - Quick-Step reagierte respektvoll auf Evenepoels Entscheidung. In einer offiziellen Mitteilung hieß es: „Seit seiner Gründung 2003 hat unser Team viele Veränderungen erlebt und sich zu einem der erfolgreichsten Teams der Radsportgeschichte entwickelt. Vor kurzem waren wir das erste Profiteam mit 1000 UCI-Siegen. Wir bedauern Remcos Entscheidung, uns zu verlassen, doch wir werden die Erinnerungen bewahren und gemeinsam versuchen, bis Saisonende noch bedeutende Ergebnisse zu erzielen.“
Bei BORA war die Freude dagegen groß. Teamchef Ralph Denk erklärte bereits im vergangenen Monat: „Das Ziel des Transfers ist es, unsere Reichweite zu vergrößern. Wir reden nicht nur über die Tour, sondern über viel mehr. Er hat auch abseits der Rennen einen enormen Einfluss. Er hat in seinem jungen Alter schon viel erreicht, und wir glauben, dass er noch mehr erreichen kann. Wir interessieren uns seit der Corona-Pandemie für Remco. Seine Entwicklung vom Fußballer zum Radprofi ist extrem spannend.“

Blick in die Zukunft

Denk räumte zugleich ein, dass es noch offene Fragen zur Teamkonstellation gibt: „Wir müssen besprechen, wie wir die Grand Tours angehen wollen. Es ist zu früh, um zu sagen, was das für Roglic und andere bedeutet. Radsport ist nicht wie Fußball, wo man eine feste Aufstellung hat. Bei Giro, Tour und Vuelta sieht die Mannschaft ähnlich aus, aber sobald wir die Strecken für nächstes Jahr kennen, können wir anfangen, die Teile zusammenzusetzen. Primoz und Florian stehen auf jeden Fall auch nächstes Jahr noch unter Vertrag.“
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