Ehemaliger Teamkollege und Manager von Caleb Ewan "Das lag nicht daran, dass er ein Arschloch oder ein schlechter Mensch war"

Radsport
Mittwoch, 07 Mai 2025 um 15:00
ewan
Caleb Ewan, einer der explosivsten Sprinter seiner Generation, hat sich überraschend mit sofortiger Wirkung vom Radsport zurückgezogen. Der Australier, zuletzt bei INEOS Grenadiers, verabschiedet sich nach einem Comeback mit zwei Siegen – und nach einer Karriere, die ebenso von Triumphen wie von Turbulenzen geprägt war.
„Wenn er das vor vier Monaten angekündigt hätte, hätte es mich nicht überrascht“, erklärt sein langjähriger Wegbegleiter Jasper De Buyst gegenüber Het Nieuwsblad. „Aber nach den jüngsten Siegen war ich baff. Das zeigt, wie schwer ihm viele Dinge gefallen sind.“ Ewan hatte in den letzten Jahren mit Teamwechseln, fehlender Form und hohem Druck zu kämpfen. Sein Wechsel von Lotto Dstny zu Jayco AlUla 2023 war unglücklich verlaufen, der Konflikt mit Dylan Groenewegen war öffentlich, der Vertrag wurde frühzeitig aufgelöst.
Dass INEOS Grenadiers ihn aufnahm, überraschte viele – doch bei der Settimana Coppi e Bartali und Itzulia Baskenland schlug Ewan plötzlich wieder zu. Trotzdem zog er die Reißleine.
„Zwei wirklich beschissene Jahre, zuerst mit dem Abschied bei Lotto, dann das Missverständnis bei Jayco – das hat ihn gebrochen“, glaubt De Buyst. Dabei war Ewan bei seinen Teams nicht nur wegen seiner Erfolge eine zentrale Figur, sondern auch emotional: „Er wirkte oft unnahbar, aber wenn man mit ihm allein war, merkte man, wie viel ihn bewegt“, erzählt Marc Sergeant, ehemaliger Lotto-Teamchef.
Ein Schlüsselmoment war laut Sergeant der Giro 2021, als Ewan isoliert im Hotel speiste und mit dem Team haderte. Nach einem klärenden Gespräch entschuldigte sich Ewan – und gewann prompt zwei Etappen.
„Man musste ihn manchmal schütteln, aber auch verstehen. Er war emotional, sensibel, ein Familienmensch – mit Ecken und Kanten“, sagt De Buyst. Auch beim schwierigen Tour-de-France-Aus 2023 gab es Spannungen: „Caleb hat sich oft selbst unter enormen Druck gesetzt. Wenn etwas schiefging, ist er explodiert – aber nicht, weil er schwierig war, sondern weil er gewinnen wollte.“
Seine Karriere bleibt trotzdem bemerkenswert: Etappensiege bei allen drei Grand Tours, ein Markenzeichen-Sprintstil – tief unten am Lenker, explosive Endgeschwindigkeit – und ein Name, der im Peloton Respekt genoss. Am Ende war es Ewan selbst, der entschied: "Jetzt ist der richtige Moment."
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