Ehemalige Profis sind von der Dominanz von Tadej Pogacar gelangweilt: "Ich habe es satt, dass immer derselbe Typ gewinnt"

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 01 Mai 2025 um 14:30
pogacar
Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur EFE vor dem Start des Titan Desert-Rennens in Marokko äußerten sich die Ex-Profis Luis Ángel Maté (ehemals Cofidis, Euskaltel) und Andrey Amador (u.a. Movistar, INEOS, EF Education) kritisch über den Zustand des heutigen Profiradsports. Ihrer Meinung nach habe die extreme Professionalisierung den Charakter des Sports grundlegend verändert – und nicht zum Besseren.
Luis Ángel Maté, der seine Karriere nach der Vuelta a Espana 2024 beendet hat, nahm dabei kein Blatt vor den Mund. Er nannte explizit Tadej Pogacar als Symbol für die aktuelle Entwicklung, bei der – so seine Sicht – Leistungsmessungen im Training das Renngeschehen vorhersehbar machen:
„Ich bin es leid, mit Pogacar zu fahren und jedes Mal denselben Fahrer gewinnen zu sehen. Man kennt die Wattzahlen – und damit das Ergebnis. Wenn man sieht, was jeder tritt, weiß man, wer gewinnt.“
Für Maté hat sich der Radsport in eine technisierte Disziplin verwandelt, die sich weit von den einstigen, romantischen Idealen entfernt hat:
„Früher war es der Sport von Coppi und Bartali, nah an den Menschen. Heute ist alles technisiert – mechanisiert fast –, und genau das ermöglicht Spektakel wie die von Pogacar oder van der Poel. Aber genau diese Vorführungen entfernen uns vom ursprünglichen Geist des Radsports.“
In kleineren Rennen fernab des WorldTour-Zirkus hat Maté seine Freude am Sport wiedergefunden. Dort zählt nicht nur die Leistung in Watt – sondern auch Gemeinschaft, Leidenschaft und Spontaneität:
„Radsport ist nicht nur Watt. Ich treffe jetzt Menschen, die den Radsport anders leben. Ich sage immer: Der Radsport kann die Welt verändern.“
Auch Andrey Amador, der sich vor einigen Monaten vom Profisport zurückzog, teilt diese Perspektive. Er begründet seinen Rücktritt mit der Entfremdung durch übermäßige Kontrolle und Routinen:
„Der Radsport ist zu sehr professionalisiert. Der Fahrer entfernt sich vom Menschen. Ich habe mich irgendwann wie eine Maschine gefühlt – immer dasselbe, kein Genuss, keine Pause, nicht mal für einen Kaffee.“
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