DISKUSSION Pologne Etappe 4 & Burgos Etappe 3 | Taktisches Eigentor von Visma? Und zeigt sich hier Frankreichs nächste große Hoffnung?

Heute ging es drunter und drüber. Ein vollgepackter Renntag mit Action in Polen, Burgos, der Arctic Tour of Norway und der Tour de l’Ain – alles an einem Tag! In Polen lieferte die 4. Etappe den zweiten Massensprint dieses Rennens. Team Visma ging als klarer Favorit ins Finale – mit gleich zwei Top-Sprintern: Olav Kooij und Matthew Brennan. Doch das niederländische Team enttäuschte auf ganzer Linie. Keiner der beiden konnte um den Sieg mitfahren, und insgesamt hinterließ Visma einen schwachen Eindruck. Obwohl sie den ganzen Tag hart gearbeitet hatten, um die Ausreißer zurückzuholen, waren sie im entscheidenden Moment völlig von der Bildfläche verschwunden – und ließen einen heiß begehrten Etappensieg einfach liegen.

Der Mann des Tages war Paul Magnier. Mit einem unwiderstehlichen Sprint sicherte er sich den klaren Sieg – völlig ungefährdet. In der Gesamtwertung gab es dagegen keine großen Veränderungen: Paul Lapeira bleibt trotz seines schweren Sturzes gestern weiterhin in Führung.

Bei der Vuelta a Burgos erlebten wir einen echten Paukenschlag eines französischen Juwels: Léo Bisiaux ließ namhafte Konkurrenten wie Giulio Ciccone, Isaac Del Toro und Giulio Pellizari hinter sich und gewann eine der schwersten Etappen des Rennens. Die Zukunft sieht rosig aus – sowohl für Decathlon AG2R als auch für den französischen Radsport insgesamt. Und auch Paul Seixas sollte man nicht vergessen – ein weiteres junges Talent, das bereits andeutet, bald zu den ganz Großen zu gehören.

Nach Abschluss aller Etappen haben wir einige unserer Redakteur*innen gebeten, ihre Gedanken und wichtigsten Erkenntnisse zu diesem ereignisreichen Tag mit uns zu teilen.

Kann mir bitte jemand erklären, was Visma heute in Polen eigentlich vorhatte? Das Team – allen voran Steven Kruijswijk – hat den ganzen Tag über im Peloton Tempo gemacht. Die Strategie war offensichtlich: Man wollte mit Olav Kooij um den Etappensieg sprinten. Matthew Brennan war der Plan B, falls Kooij den Anstieg nicht übersteht. Doch am Ende haben alle Visma-Fahrer den letzten Berg problemlos überquert. Und trotzdem: 20 km vor dem Ziel, bei nur noch zwei Ausreißern vorne, hörte Visma plötzlich auf, das Tempo im Feld zu machen – und überließ die Nachführarbeit anderen Teams.

Das wirkte wie ein riskanter Schachzug, zumal Visma noch mehrere Fahrer im Hauptfeld hatte. Am Ende wurde die Ausreißergruppe zwar gestellt, aber kein Visma-Fahrer zog für Brennan den Sprint an, und der junge Brite fand einfach keinen Platz, um sich durchzusetzen.

Visma | Lease a Bike hat heute eine große Chance auf einen Etappensieg bei der Tour de Pologne liegenlassen. Aber nach dem Sprint von Paul Magnier muss man sagen: Selbst Kooij oder Brennan hätten wohl Mühe gehabt, mit dessen Antritt mitzuhalten. Ein verdienter Sieg für den Soudal-Profi.

Der junge Franzose ist in einem Team, das perfekte Bedingungen für seine Entwicklung bietet. Er ist noch jung, hat also viel Potenzial nach oben – und mit dem bevorstehenden Abgang von Remco Evenepoel wird sich der Fokus bei Soudal Quick-Step künftig verschieben, was Paul Magnier nur zugutekommen kann.

Apropos französische Fahrer – heute war ein Festtag für alle französischen Radsportfans. Nicolas Prodhomme holte den Etappensieg bei der zweiten Etappe der Tour de l’Ain, während Léo Bisiaux, das französische Supertalent, in Burgos eine herausragende Leistung ablieferte. Der Décathlon-Profi ist erst 19 Jahre alt und düpierte auf einer schweren Etappe zwei etablierte Stars: Isaac Del Toro und Giulio Ciccone.

Jetzt führt Bisiaux sogar die Gesamtwertung an – und wir werden sehen, wie weit er noch kommt. Morgen steht eine eher flache Etappe auf dem Programm, doch am Samstag folgt die Königsetappe. Angesichts seiner aktuellen Form wäre es keine Überraschung, wenn er sich am Ende den Gesamtsieg holt.