Als
Tom Boonen 2005 in Madrid Weltmeister wurde, war er erst seit kurzem Profi – doch mit Siegen bei der Flandern-Rundfahrt und Paris–Roubaix hatte er sich bereits in die Weltspitze katapultiert. Viele hielten ihn damals nicht für einen Favoriten, zumal ihn ein Sturz bei der Tour de France zum vorzeitigen Ausstieg zwang. Rückblickend sieht Boonen gerade darin den Schlüssel zum Erfolg.
„Dieser Sturz machte mich zum Weltmeister. Definitiv“, erklärte er in einem Interview mit Sporza. „Hätte ich die Tour zu Ende gefahren und vielleicht auch noch Teile der Vuelta, hätte ich in Madrid nicht gewinnen können.“
Frisch in Madrid
Boonen nutzte die unfreiwillige Pause, um seine Kräfte gezielt auf die WM zu fokussieren. Während Konkurrenten wie Alessandro Petacchi bis zum Schluss der Vuelta durchhielten, brach Boonen nach der 13. Etappe ab – früh genug, um die Form für Madrid zu schärfen. „Ich war super frisch, während die anderen schon müde waren. Vor der WM fühlte ich mich fantastisch und wusste, dass ich mit diesem Gefühl um den Titel fahren konnte.“
Spannungen im belgischen Team
Nicht nur sportlich, auch politisch war der Weg zum Titel von Diskussionen geprägt. Patrick Lefevere, Boonens damaliger Teammanager bei Quick-Step, kritisierte öffentlich die Nominierung von Nationaltrainer José De Cauwer und warf ihm mangelnde Unterstützung für seinen Star vor.
Boonen selbst ließ die Debatte kalt: „Ich ließ sie machen. Patrick und José haben gerne gestritten – sie sind zwei arrogante Typen, und Patrick genoss es, wenn José reagierte. Aber am Ende bewies José, dass er recht hatte.“
Unterstützung trotz Rivalität
Auch innerhalb des Teams gab es Spannungen. Manche Fahrer suchten ihre eigenen Chancen, doch Boonen konnte auf entscheidende Helfer zählen – sogar aus dem Lager des Konkurrenten Lotto. „Ich verstand mich gut mit Mario Aerts und Peter Van Petegem. Sie gaben mir Zusicherungen, dass sie für mich fahren würden, und ich hatte keinen Zweifel daran.“
Björn Leukemans und Nick Nuyens versuchten zwar, auf eigene Rechnung zu fahren, doch Boonen ließ sich nicht beirren. „Es gab ein paar Reibereien, aber ich hatte eine Gruppe, der ich vertraute. Am Ende reichte das – und wir haben das Regenbogentrikot geholt.“