Der erste große Massensprint des Giro d’Italia 2025 endete nicht nur mit dem Triumph von Casper van Uden, sondern auch mit heftiger Kritik an der UCI. Nach dem Zielsprint der 4. Etappe hagelte es Sanktionen – Gelbe Karten und Geldstrafen wurden verteilt, als hätte der Radsportverband eine neue Linie in der Regelpolitik entdeckt.
Besonders betroffen: Max Kanter (XDS Astana Team) und Bram Welten (Team Picnic PostNL). Auf TNT Sports diskutierten die Ex-Profis Adam Blythe und Robbie McEwen die Entscheidungen – und fanden klare Worte.
„Was für ein Schwachsinn. Fahrer werden für buchstäblich nichts bestraft“, wetterte Blythe, früherer britischer Meister. „Ich habe das Gefühl, die UCI ruiniert langsam die Massensprints.“ Auch McEwen, einst einer der besten Sprinter der Welt, zeigte wenig Verständnis: „Diese Regeln widersprechen sich. Du darfst nicht dies, sollst aber das – aber wehe, du tust es falsch. Dann gibt’s Gelb. Das ergibt einfach keinen Sinn.“
Max Kanter, ursprünglich Fünfter der Etappe, wurde nachträglich zurückgestuft. Der Vorwurf: gefährliches Fahren im Positionskampf. McEwen sieht das anders. „Er bekommt Ärger, weil er sich die Schulter gestoßen hat. Im ersten Vorfall kommt Kaden Groves zu nah, muss rausnehmen, weil er eine Berührung verhindern will. Kanter war vorne – Groves hätte bremsen müssen. Da war nichts.“
Auch Blythe verteidigte Kanters Fahrweise im Zweikampf mit Mads Pedersen. „Kanter verlässt seine Linie nicht. Beide kämpfen um ihre Position – das ist Sprinten.“ McEwen ergänzte: „Keine abrupte Bewegung, niemand wird behindert. Wenn überhaupt, hat Mads mehr gedrückt. Das ist kein Rempeln, das ist Racing.“
Noch mehr Unmut rief jedoch die Gelbe Karte gegen Bram Welten hervor. McEwen: „Die UCI verlangt, dass man seine Linie hält. Genau das hat Welten getan. Er weicht nicht aus, behindert niemanden, fährt geradeaus. Hätte er sich bewegt, hätte er vielleicht jemanden gefährdet. Und trotzdem wird er bestraft?“
Blythe schüttelte ebenfalls den Kopf: „Sie sagen, bleib auf deiner Linie – aber wehe, du bleibst zu starr, dann blockierst du jemanden. Was denn nun?“ Die beiden Ex-Profis kritisierten die UCI für inkonsequente Regelauslegung und warfen ihr vor, die Essenz des Sprints zu untergraben.
McEwen brachte die Absurdität zum Schluss ironisch auf den Punkt: „Wenn sie Welten wirklich bestrafen wollten, hätten sie es auch für seinen Jubel tun können. Der hat sich noch vor der Ziellinie den Schweiß von der Lippe gewischt. So albern ist das Ganze inzwischen.“
Die Debatte zeigt: Im Hochgeschwindigkeitssport Sprint reicht eine Schulterbewegung, um Grundsatzfragen über Fairness, Sicherheit und Regelklarheit aufzuwerfen. Doch so lange diese Fragen unbeantwortet bleiben, wird die Kritik an der UCI nicht abreißen.