Die 13. Etappe des Giro d’Italia steht bevor – und sie führt noch immer nicht wirklich ins Hochgebirge. Für
Derek Gee könnte das kaum frustrierender sein. Der Kanadier, aktuell auf Platz 12 der Gesamtwertung, wartet sehnlichst auf schwereres Terrain, das besser zu seinen Fähigkeiten passt. Seine Bilanz nach elf Tagen: durchwachsen – mit einem vorsichtig optimistischen Blick nach vorn.
Gee hat sich beim Giro 2023 als Ausreißer profiliert und landete im letzten Jahr auf Rang neun der Tour de France. Diesmal startete er in Italien mit echten Ambitionen im Gesamtklassement. Doch bislang spielt ihm das Streckenprofil nicht in die Karten.
„Ich war gestern (Etappe 11) sehr zufrieden mit meinen Beinen – aber nicht mit dem Beginn des Rennens. Es waren definitiv interessante erste elf Tage“, sagte er
gegenüber Cycling News. „Noch keine entscheidenden Bergankünfte, also ist es momentan ein bisschen wie ein Fegefeuer – wir warten auf die richtig harten Etappen, um zu sehen, wie die Karten wirklich liegen.“
Es fehlt nicht nur an steilen Schlussanstiegen, sondern auch an seinem bevorzugten Kletterprofil. Auf kürzeren, explosiven Anstiegen wie in Tagliacozzo tut sich Gee schwer. „Ich fühlte mich wohl, doch einen Kilometer vor dem Ziel wurde das Tempo angezogen, und ich konnte nur noch mein Tempo fahren“, erklärte er. „Am San Pellegrino, mit seinem längeren Anstieg, ging es mir deutlich besser. Ich hoffe also, dass mir die schweren Bergetappen in der dritten Woche besser liegen.“
Trotz seiner zurückhaltenden Zwischenbilanz hält Gee an seinen Zielen fest – aber der Druck wächst. „Ich bin nicht zufrieden mit Platz 12. Wenn der Giro morgen vorbei wäre, würde mich das nicht glücklich machen“, sagte er offen. „Aber ich hoffe, dass ich bei den längeren Anstiegen in Woche drei noch etwas gutmachen kann.“
Ein leichtes Unterfangen wird das kaum. Der Giro ist eng umkämpft, das Niveau hoch, die Konkurrenz prominent. Gee macht sich keine Illusionen. „Irgendwann in der dritten Woche wird das Rennen explodieren“, sagte er. „Dann wird sich zeigen, wer wirklich die Beine hat. Ab diesem Moment könnten wir verrückte Rennverläufe erleben – gerade wenn die 16. Etappe alles in eine neue Richtung lenkt.“
Für Gee steht fest: Diese Rundfahrt ist das Zentrum seiner Saison. „Meine Frühform war gut, ich war mit allen Ergebnissen zufrieden. Aber alles lief auf den Giro hinaus“, erklärte er. „Natürlich freut man sich über starke Ergebnisse vorher, aber letztlich hängt alles davon ab, wie ich hier abschneide. Das sorgt für etwas Stress, ein bisschen Druck – aber es ist eben auch genau die Herausforderung, die ich wollte.“
Am Ende wird alles auf seine Kletterstärke hinauslaufen. „Bei einer echten Bergankunft zählt nur noch, was in den Beinen steckt“, so Gee.
Immerhin muss er den Kampf nicht allein führen. Er wird von einem erfahrenen Team unterstützt – Profis, die wissen, wie man in der Gesamtwertung fährt. „Viele meiner Teamkollegen haben für die ganz Großen gearbeitet. Oft sagen sie einfach: ‚Das ist jetzt der richtige Move – mach das‘. Und dann kann ich mich darauf verlassen“, sagt Gee. „Meine Aufgabe ist es, am letzten Berg einfach alles rauszuhauen.“