„Der Selfie-König mochte nicht, dass ich ihn besuchte“ – Johan Bruyneel kontert UCI-Kritik nach Tour-Auftritt

Radsport
Mittwoch, 23 Juli 2025 um 12:00
johan bruyneel
Der überraschende Besuch von Johan Bruyneel bei der Tour de France 2025 hat ein Nachspiel. Die UCI hat sich offiziell an die ASO gewandt und fordert Aufklärung über den Zugang des lebenslang gesperrten Ex-Teamchefs zu akkreditierten Bereichen des Rennens.
Der ehemalige Sportdirektor von US Postal Service, der maßgeblich in den Dopingskandal um Lance Armstrong verwickelt war, wurde vergangene Woche gleich mehrfach in TV-Sendungen und in teamnahen Zonen der Tour gesichtet. Besonders brisant: Diese Zonen sind für die Öffentlichkeit gesperrt und setzen eine offizielle Akkreditierung voraus – eine Akkreditierung, die Bruyneel laut UCI niemals hätte erhalten dürfen.

UCI erinnert ASO an Regeln für Gesperrte

Die UCI stellte in einer formellen Mitteilung klar, dass es Personen mit aktiver Sperre untersagt ist, in irgendeiner Funktion an Veranstaltungen teilzunehmen, die unter ihrer Aufsicht stehen – selbst inoffiziell. Zwar liege das Zugangsmanagement während der Tour organisatorisch bei der ASO, doch der Weltverband erinnerte den Veranstalter nachdrücklich an seine Verantwortung.

Bruyneel reagiert mit Spott

Bruyneel selbst ließ die öffentliche Reaktion nicht unbeantwortet – ganz im Gegenteil. Auf sozialen Medien schoss er scharf gegen UCI-Präsident David Lappartient: „Es scheint, dass es dem Präsidenten der UCI, David 'The King of the Selfie' Lappartient, nicht gefallen hat, dass ich letzte Woche die Tour besucht habe“, schrieb er süffisant.
Er habe Lappartient schon mehrfach – auch persönlich – mitgeteilt, dass er dessen Verhalten für „heuchlerisch“ halte. Eine Antwort auf eine erneute direkte Kontaktaufnahme habe er bislang nicht erhalten.

Zutritt über offizielle Kanäle – oder durch die Hintertür?

Der Auftritt Bruyneels war keineswegs diskret. Medienvertreter, Teammitglieder und Gäste berichteten über seine Präsenz in klar abgegrenzten Bereichen. Die zentrale Frage: Wurde ihm der Zutritt durch die ASO offiziell gewährt oder gelang er über inoffizielle Kontakte hinein?
In einem separaten Beitrag bedankte sich Bruyneel bei jenen, die seinen Besuch ermöglicht hatten: „Ich möchte noch einmal betonen, wie schön es war, bei der Tour dabei gewesen zu sein, und wie sehr ich die Willkommensgesten von so vielen Menschen schätze.“

ASO in Erklärungsnot

Die ASO gerät damit zunehmend unter Druck. Sollte der Zugang Bruyneels auf offiziellem Weg erfolgt sein, droht ein offener Konflikt mit der UCI. Falls er sich tatsächlich „durch die Maschen“ geschlichen haben sollte, wäre es ein eklatanter Sicherheits- und Kontrollfehler.
Die Diskussion um Bruyneel, eine der umstrittensten Figuren des Radsports, zeigt einmal mehr, wie sehr der Sport auch Jahrzehnte nach der Armstrong-Ära mit den Geistern seiner Vergangenheit ringt.
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