Jonas Vingegaard hat offiziell bestätigt, dass er in diesem Jahr nicht bei den UCI-Straßenweltmeisterschaften in Ruanda starten wird. Stattdessen richtet der Däne seinen Fokus auf die Europameisterschaften im Herbst in Frankreich. Die Ankündigung erfolgte am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor der Vuelta a España – und sorgte in Dänemark für geteilte Reaktionen.
„Man muss absolut frisch sein, um bei den Weltmeisterschaften in diesem Jahr anzutreten. Es wird den Fahrern wirklich viel abverlangen, und wir wissen nicht, wie ich die Vuelta überstehen werde“, erklärte der zweifache Tour-de-France-Sieger. „Deshalb haben wir entschieden, die WM auszulassen. Stattdessen werde ich die Europameisterschaft fahren, wo ich nach der Vuelta etwas mehr Zeit habe, meinen Fokus zu verlagern.“
Riis kritisiert: „Wenn er sich richtig vorbereitet hätte…“
Die Absage Vingegaards schwächt zweifellos die dänischen Ambitionen in Ruanda. Bjarne Riis, Tour-de-France-Sieger von 1996, zeigte sich offen enttäuscht. „Um ganz ehrlich zu sein, denke ich, dass er, wenn er sich richtig vorbereitet hätte, nicht viele bessere Chancen als dieses Jahr bekommen hätte“, sagte Riis im Gespräch mit Feltet.dk. Die Strecke in Ruanda, so Riis, hätte dem 27-Jährigen durchaus liegen können – ein verpasstes Potenzial, wie er findet.
Mørkov verteidigt die Entscheidung: „Der Kurs passt besser zu ihm“
Nationaltrainer Michael Mørkov wählte einen anderen Ton. In einer Mitteilung des dänischen Radsportverbands (DCU) betonte er, dass die Entscheidung eng mit den unterschiedlichen Streckenprofilen zusammenhänge. „Meiner Meinung nach passt die EM-Strecke mit den längeren Anstiegen und Steigungen besser zu Jonas’ Stärken als die WM-Strecke“, erklärte Mørkov. „Ich freue mich, dass Jonas im Oktober bei der EM für die Nationalmannschaft fahren will.“
Zwar sei Vingegaard noch nicht offiziell für den Kader nominiert, doch seine Aussagen auf der Pressekonferenz machten klar, dass die Teilnahme so gut wie sicher ist. Sollte er bestätigt werden, zählt er in Valence zu den dänischen Spitzenkandidaten. Die 203 Kilometer lange Strecke gilt als extrem selektiv: drei große Anstiege von 6,5 Kilometern Länge bei durchschnittlich 7,5 Prozent sowie sechs brutale Rampen im „Val d’Enfer“ mit 1,5 Kilometern bei 10 Prozent. „Ich halte den Kurs für sehr schwer“, so Mørkov. „Mit den wiederholten steilen Anstiegen wird es ein Rennen für die leichteren Fahrer.“
Zwischen Strategie und verspielter Chance
Vingegaard richtet seinen Blick nun vollständig auf die Vuelta a España, die am Samstag beginnt. Der Verzicht auf die WM zugunsten der EM ist Ausdruck einer klaren Priorisierung: erst Erholung, dann Formaufbau. Doch die Meinungen gehen auseinander. Für Kritiker wie Riis bleibt der Eindruck einer verpassten Gelegenheit auf einer idealen Strecke. Für Befürworter wie Mørkov ist es eine weitsichtige Entscheidung, die den Stärken und dem späten Saisonverlauf besser entspricht.
Fest steht: Dänemark wird ohne seinen größten Namen nach Ruanda reisen. Umso mehr rücken die Europameisterschaften in Valence in den Fokus – und könnten für Jonas Vingegaard das internationale Highlight des Herbstes werden.